Was erwartet die koreanische Halbinsel nach dem 10. April?
Während über die Ostertage in Mitteleuropa noch tiefer Winter herrschte, auf ein paar wärmende Sonnenstrahlen und die ersten lauen Lüftchen wartete man vergebens, wurde im Fernen Osten auf der koreanischen Halbinsel mit heißen Provokationen die atomare Kriegsgefahr durch den Staatsführer Nordkoreas, Kim Jong-un angeheizt. Dabei drohte er den USA mit einem Atomangriff, Südkorea gegenüber wurde das Waffenstillstandsabkommen aufgekündigt und die Wirtschaftssonderzone auf der nordkoreanischen Seite geschlossen.
Während über die Ostertage in Mitteleuropa noch tiefer Winter herrschte, auf ein paar wärmende Sonnenstrahlen und die ersten lauen Lüftchen wartete man vergebens, wurde im Fernen Osten auf der koreanischen Halbinsel mit heißen Provokationen die atomare Kriegsgefahr durch den Staatsführer Nordkoreas, Kim Jong-un angeheizt. Dabei drohte er den USA mit einem Atomangriff, Südkorea gegenüber wurde das Waffenstillstandsabkommen aufgekündigt und die Wirtschaftssonderzone auf der nordkoreanischen Seite geschlossen.
Hier hatten sich über hundert Firmen aus dem Süden angesiedelt, die mit Arbeitskräften aus dem Norden ihre Produktionen mit weitaus geringeren Lohnkosten als in Südkorea gestalten konnten. Für die Nordkoreaner ist dies die einzige bedeutende Deviseneinnahmequelle, zudem sind diese Arbeitsplätze heiß begehrt, denn sie entsprechen internationalen Standards, was ansonsten im Land des Steinzeitkommunismus nicht der Fall ist.
Nordkorea ist eines der meist isolierten Länder weltweit. Während die Bevölkerung an großer Mangelversorgung leidet, bis hin zu Hungerkatastrophen, basiert die Macht der Führerfamilie Kim seit dem Ende des Koreakrieges 1953, mittlerweile in der dritten Generation, auf dem alles beherrschenden Militär, die Nomenklatura, die die politische und militärische Ausrichtung des Landes bestimmt.
Die Privilegien dieser herrschenden Kaste sind von der Durchschnittsbevölkerung extrem abgehoben, zugleich werden aber dadurch die Machtansprüche der Staatsführung gesichert. Wie in allen totalitären Staaten wird jeglicher Widerspruch im Keim mit brachialen Mitteln erstickt, mit riesigen Volksaufmärschen soll die Loyalität zu ihrem Führer dokumentiert werden. Dabei kommt es zu den absurdesten Treuebekundungen, wie zu den Trauerfeierlichkeiten des Vaters Kim Jong-il, der nach seinem Tod in einem kollektiven Beweinungsritual von Hunderttausenden tagelang eine nachträgliche Huldigung nachgesandt bekam. Solche Aktionen sind einmalig auf der Welt, sie zeigen jedoch welchem Grad an Manipulation die Menschen dort unterworfen sind.
Das Land hat sich weitestgehend nach außen abgeschottet, ausländische Medien sind bei Androhung drastischer Strafen verboten. Somit ist die Bevölkerung völlig unaufgeklärt bezüglich demokratischen Staatshandelns. China ist nicht nur der einzige Verbündete von Nordkorea sondern garantiert auch die Existenz des Staates, aber vielmehr noch sein Überleben in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht, durch großzügige Waffen- und Hilfslieferungen aller Art. Ohne die Chinesen wäre das Staatsgebilde Nordkorea nie zustande gekommen. Während des Koreakrieges hatten die Amerikaner die gesamte koreanische Halbinsel besetzt und nur durch den Einsatz von hunderttausend chinesischen Soldaten wurde das Land bis zum 38igsten Breitengrad zurück erobert. Diese Demarkationslinie bildete fortan die Grenze zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden.
Während Südkorea seinen wirtschaftlichen Aufschwung konsequent auch international betrieb, versank Nordkorea immer mehr in Armut. Planwirtschaft und Despotie zeigten ihre Folgen. Heute gehört das Land zu den ärmsten der Welt, das Prokopfeinkommen rangiert ganz unten auf der weltweiten Skala. Nur das Militär kennt keine Budjetkürzungen. Über eine Million Soldaten steht unter Waffen, eine enorme Zahl für ein so kleines Land, zudem ein gefährlicher Machtfaktor. Atomwaffen sind zu Zeiten des Vaters des jetzigen Machthabers entwickelt worden, womit Nordkorea in ein anderes militärisches Zeitalter eingetreten ist, sehr zum Schrecken der Nachbarländer in Südostasien, wo nur noch die Volksrepublik China über Atomwaffen verfügt.
Wie sehr die militärische Balance in der Region durch die nordkoreanischen Atombomben ins Wanken geraten ist, wird durch die Provokationen des 30jährigen Führers Kim Jong-un erschreckend deutlich. Die Amerikaner als enge Verbündete sowohl von Südkorea als auch von Japan haben militärisch reagiert und Zerstörer und Tarnkappenbomber nach Südkorea verlegt. Weiterhin werden Raketenabwehrsysteme in Stellung gebracht, zudem eine lückenlose Luftüberwachung des gesamten nordkoreanischen Luftraumes durchgeführt. Die getesteten Mittelstreckenraketen der Nordkoreaner sollen neben Südkorea und Japan, auch die pazifische Insel Guam, also amerikanisches Hoheitsgebiet erreichen können. Hier liegt der größte Militärstützpunkt der USA im südostasiatischen Raum und im Pazifikgebiet.
Ein Raketenangriff käme einer militärischen Bedrohung der gesamten Vereinigten Staaten gleich und würde eine sofortige Intervention der amerikanischen Streitkräfte zur Folge haben, was so viel heißt wie Krieg auf der koreanischen Halbinsel. Die Folgen wären sowohl für Nord- als auch für Südkorea verheerend. Seoul, die Hauptstadt und Wirtschaftsmetropole des Südens liegt nur wenige Kilometer von der Grenze nach Norden entfernt, im Schussbereich der Artillerie der Nordkoreaner, also bei Kriegshandlungen unmittelbar gefährdet.
Über den Einsatz von Atombomben möchte ich hier gar nicht erst spekulieren, zu schrecklich sind diese Vorstellungen, wenn man an Hiroshima und Nagasaki denkt. Wie die Chinesen in einer solchen kriegerischen Auseinandersetzung sich positionieren, ist überhaupt noch nicht klar.
Und wäre dies alles noch nicht genug, erklärt die nordkoreanische Staatsführung, dass nach dem 10. April die Botschaften in Pjöngjang nicht mehr sicher seien und forderte die entsprechenden Staaten auf ihr Personal abzuziehen. Dies gilt auch für Russen und Chinesen, was diese besonders verärgert hat.
Insgesamt hat die internationale Staatengemeinschaft bisher recht besonnen reagiert, da man auch den Nordkoreanern eine Mittelstreckenrakete mit einem atomaren Sprengkopf technisch noch nicht zutraut. Trotzdem wird mit einem Raketenabschuss gerechnet, zu Testzwecken und um die Stärke des Raketenprogramms zu demonstrieren. Dies alles soll zum Geburtstag des Staatsgründers und Großvaters des jetzigen Machthabers nach dem 10. April stattfinden. Wie die Amerikaner in diesem Fall reagieren werden, bleibt spannend abzuwarten. Die Chinesen werden genau beobachten, wie die USA zu ihren Bündnisverpflichtungen stehen und es ist für sie von höchstem Interesse, welche Stärke die Amerikaner im ostasiatischen und pazifischen Raum aufbauen werden, zumal Obama hier seine zukünftigen Machtoptionen sieht.
Stellt sich zum Schluss die Frage, warum ein so junger und weltpolitisch unerfahrener Machtinhaber, wie Kim Jong-un ein solches Wagnis eingeht, nicht nur die USA zu brüskieren sondern ihre einzige Schutzmacht, die Volksrepublik China vor den Kopf zu stoßen.
Grundsätzlich ist diese Frage nur unter Vorbehalt zu beantworten, da Informationen über die inneren Strukturen der Machtführung nur sehr schwer und unvollständig nach außen dringen. Es wird gemutmaßt, dass Kim Jong-un wirtschaftliche Reformen in seinem Land einleiten will. Dies stößt bei den alles beherrschenden Militärs auf größte Skepsis, sie wollen ihre Privilegien unangetastet wissen. Zu ihrer Beruhigung gilt seitens Kim Jong-un die ganze Aufmerksamkeit und das provozierende Muskelspiel, denn hier soll die herausragende Rolle des Militärs noch einmal demonstriert werden. Deshalb müssen die Vorgänge in Nordkorea in erster Linie als innenpolitische Handlungen gesehen werden. Der junge Führer will sich durch sein Machtgebaren, wie sein Großvater und Vater als uneingeschränkter Herrscher von Nordkorea etablieren, seine militärischen Gefolgsleute sollen ihm bedingungslos folgen, gleichgültig welche politischen Veränderungen er auch durchsetzen will. Sich tatsächlich auf einen Krieg mit Südkorea und den USA einzulassen, kann nicht in seinem Sinne sein, denn er ist ja bestrebt seine Herrschaft noch möglichst lange aufrecht zu erhalten. Ob dies nach einer militärischen Auseinandersetzung noch tatsächlich der Fall sein würde, scheint mir doch mehr als zweifelhaft.
Peter J. König
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