Samstagskolumne Peter J. König 22.09.2012

Wie ist es möglich, dass ein Schund-Video die Menschen derart aufhetzt?

Eins vorweg, das Mohammed-Video als auch alle anderen auf Beleidigung und Verunglimpfung  ausgerichteten Schundwerke, die alleine dazu dienen sollen, religiöse Extremisten aufzustacheln, sie zu Ausschreitungen und Gewalttaten zu nötigen, hat überhaupt nichts mit dem friedlichen Demonstrationsrecht aller Menschen islamischen Glaubens zu tun, die zu Recht ihren Propheten gegen solche geschmacklosen und überaus primitiven Attacken verteidigen wollen, aber nochmals betont mit friedlichen Mitteln. Dabei sollten  diese Anhänger des Propheten Mohammed nicht alleine gelassen werden, denn jeder tolerante Mensch, der die Glaubensfreiheit achtet und damit auch die Werte der Religionen als besonderes Gut schätzt, kann nicht akzeptieren, dass durch billige Polemik diese religiöse Freiheit in den Dreck gezogen wird. Gemeinsam mit allen Menschen der unterschiedlichsten Religionen sollten wir eindeutige Zeichen setzen, dass wir so etwas nicht akzeptieren. Die mohammedanischen Gläubigen müssen wissen, dass sie nicht alleine sind, sie müssen spüren, dass  unser aller Respekt ihnen gilt. Dieses möchte ich grundsätzlich klar stellen.


Auf der anderen Seite sind da die schrecklichen Bilder von Hass, Gewalt und Tod von Menschen, die überhaupt nichts mit Glauben und Religion zu tun haben. Die berechtigten, anfangs oftmals friedlichen Proteste sind von Radikalen dazu benutzt worden, die Straße zu mobilisieren, Aufruhr zu stiften, um so ihren politischen Fanatismus  zu verbreiten. Dabei  ist es kein Zufall, dass zuerst amerikanische Botschaften angegriffen, sie zerstört wurden und vier amerikanische Diplomaten ums Leben kamen. Was hat dies alles noch mit der ungestörten Religionsausübung zu tun? Mittlerweile sind aber nicht mehr nur die Amerikaner betroffen, jetzt wird der Hass gegen die gesamte westliche Zivilisation geschürt.


Dabei soll suggeriert werden, als stünde die gesamte islamische Welt der westlichen Hemisphäre feindlich gegenüber. Dies ist das Wunschbild der radikalen Islamisten, mit dem Angriff auf das World- Trade-Center und dem Tod so vieler unschuldiger  Menschen  haben sie entscheidend zur Radikalisierung beigetragen. Doch dieses Bild der Unversöhnlichkeit  der Kulturen stimmt so nicht. Die weitaus überwiegende Mehrheit der islamischen Gläubigen, immerhin etwa 1.5 Milliarden  Menschen auf unserem Globus wollen mit Gewalt und Tod nichts zu tun haben, sie wollen ungestört ihre Religion ausüben, so wie sie dies auch anderen Gläubigen zubilligen.  Um nicht missverstanden zu werden, ich spreche von den Menschen, nicht von den Politikern in diesen islamischen Staaten und erst recht nicht von den Terroristen, die unter dem Deckmantel des Islam ihre Machtstrategien durchziehen wollen.


Syrien bietet dafür ein sehr aktuelles Beispiel. Ging es anfänglich darum, im Zuge des arabischen Frühlings Assad und seine Truppe loszuwerden, die Tyrannei und Vetternwirtschaft endlich abzuschütteln, nicht zuletzt um größere, individuelle Freiheiten und bessere Lebensbedingungen zu bekommen, so ist dieser Bürgerkrieg mittlerweile zu einem Schlachtfeld verkommen, wo nur noch machtstrategische Interessen eine Rolle spielen. Alle möglichen Terrorbanden haben sich zu beliebigen Mordaktionen eingefunden, Leidtragende sind die Zivilbevölkerung. Diese eingeschleusten, terroristischen Banden aus Libyen, Saudi-Arabien und Afghanistan begehen Massaker sowohl an den Aufständischen, als auch an gefangen genommenen syrischen Armeeangehörigen, um so den gegenseitigen Hass weiter zu schüren. Ihre große Stunde soll nach der Beendigung des Bürgerkrieges schlagen, wenn es darum geht eine neue Macht in diesem Land zu etablieren, bei der ethnischen Gemengelage per se ein fast unlösbares Problem. Hier glauben sie die Gunst der Stunde nutzen zu können und hier wollen sie ihre Basis aufbauen, um anschließend die Herrschaftshäuser am Persischen Golf hinweg zu fegen und am Ende am Ziel ihrer Strategien zu sein, die Herrschaft über das gesamte arabische Öl. Den Menschen in den islamischen Staaten wird von alle dem nichts erzählt, man lässt sie in dem Glauben, es gilt den Propheten Mohammed zu schützen.


Aber warum reagieren die Menschen überhaupt so spontan auf die Verhöhnung ihres Propheten mit antiamerikanischen Aktionen und  fokussieren ihren Zorn nicht ausschließlich auf die Hersteller solcher Widerlichkeiten?  Dazu gibt es viele Gründe, zwei wesentliche möchte ich hier nennen. Zum einen ist es in den Augen der islamischen Bevölkerungen nicht hinnehmbar, dass seitens des amerikanischen Staates  die Meinungsfreiheit  über die Unantastbarkeit  des Propheten gestellt wird, nach ihrem Verständnis muss die amerikanische Justiz sofort eingreifen, um strafrechtlich zu sanktionieren. Natürlich sieht die amerikanische Verfassung dies ganz anders, da für die Amerikaner die Meinungsfreiheit ein außerordentlich hohes Rechtsgut ist.  Ob allerdings dieses billige Schundwerk noch etwas mit Meinungsfreiheit zu tun hat, steht auf einem ganz anderen Blatt. In Deutschland werden sich Justizbehörden in den nächsten Tagen mit dieser Frage, aber auch mit der strafrechtlichen Tatsache, ob hier die Religion beleidigt wurde, befassen, wenn es darum geht, ob dieser Film öffentlich vorgeführt werden darf. Zudem muss festgestellt werden, ob dadurch Gewalttaten die Folge sein könnten, die es dann präventiv zu verhindern gilt, etwa durch ein Verbot einer solchen Aufführung. Diese Lösung mag ad hoc einfach sein, ist aber nach unserem Rechtsverständnis viel schwieriger. Unabhängig davon liegt die Brisanz der behördlichen Entscheidung auf der Straße und  führt zu allen gefährdeten Botschaften weltweit.


Nun aber zu dem zweiten Grund, warum der Massenprotest sich sofort gegen amerikanische Menschen und Einrichtungen entlädt. Speziell in der Ära Bush Junior haben sich die USA in den Augen der arabischen, aber auch in der islamischen Welt als Besatzer aufgespielt, die den Kampf gegen den Terror, speziell nach 9/11 dazu benutzt haben, um ihr machtstrategisches Ziel, die Sicherung der arabischen Ölreserven brachial durchzusetzen. Die Menschen in diesen Regionen fühlen sich ausgebeutet, ein Grund warum Terroristen immer wieder Rückzugsareale erhalten, siehe Jemen oder auch Nordpakistan. Mit diesen Erfahrungen in den Köpfen der meist verarmten Bevölkerungen, ist es ein Leichtes  seitens der politisch Radikalen, die Menschen aufzuwiegeln, um Aufruhr zu erzeugen, die jeweiligen Länder zu destabilisieren, um noch mehr Front gegen die USA zu machen. Auslöser zu alledem ist ein primitives Video, von dem man nicht weiß, ob es nicht genau zu diesem Zweck produziert worden ist, um die islamischen Bevölkerungen gegen die westliche Welt aufzuhetzen, um uns mit unseren eigenen demokratischen Mitteln zu schlagen. Solchen perfiden Plänen kann man nur mit den Mitteln des Rechtsstaates begegnen, dies gilt es auch bei uns in den nächsten Tagen zu beweisen.


Zum Schluss möchte ich noch ein anderes Phänomen ansprechen, von dem ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Zum Ende der letzten Woche hat Apple sein neues Handy  auf den Markt gebracht. Dies ist ja nichts Ungewöhnliches, schließlich bringen auch die anderen Hersteller wie Samsung und Nokia in regelmäßiger Folge neue Geräte unter die mobilfunksüchtige Bevölkerung. Das größere Gruppen von Personen sich Tag und Nacht vor den sogenannten Apple-stores, klassisches Neudeutsch, einrichten, und das weltweit, ist jedermanns eigenes Bier, da normalerweise sich bei uns jeder den Ort aussuchen darf, wo er sich frierend die Nacht um die Ohren schlagen möchte, solange dies nicht unserer demokratischen Grundordnung  widersprich,  z.B. in Form von Eigentumsrechten, Öffentliches Ärgernis oder Brandschutzbestimmungen.

Ich  kann darin zwar überhaupt keinen Sinn erkennen, aber sei es drum. Es mangelt mir weiterhin  an entsprechendem Verständnis,  wenn ich sehe wie die ersten Erwerber eines solchen Apple-Telefons von der suchtgeplagten, nachdrängenden Menschentraube wie Popstars gefeiert werden, und diese auch noch das entsprechende Selbstbewusstsein dazu  entwickeln.  Also na gut, jedem Tierchen sein Pläsierchen sprach der Volksmund einst in der vorneudeutschen Zeit. Wozu mir aber jegliches Verständnis fehlt, ist die Tatsache, dass die großen Medien wie ARD oder FAZ dieser Petitesse besondere Aufmerksamkeit widmen, ARD in den Hauptnachrichten und FAZ in Form eines ganzseitigen Berichts. Geht es den Bollwerken unserer Medienlandschaft  mittlerweile so schlecht, dass sie für das kapitalstärkste Unternehmen in der Welt, nämlich Apple, Schleichwerbung betreiben müssen und zu welchen Konditionen, fragt sich der nachrichtenorientierte Betrachter oder ist der Wert einer solchen Information so immens, dass alle sonstigen Geschehnisse in dieser Welt hintenan stehen müssen. Sollte dies der Fall sein, muss ich ein ernsthaftes Problem mit meiner Wahrnehmung haben.

Peter J. König


Samstagskolumne Peter J. König 08.09.2012

Wollen wir warten bis die Gier uns aufgefressen hat?


Jetzt ist sie da die Europäische Vereinigung, nach der sich so viele sehnen, die auch Sinn macht, da sie die einzige Chance ist, global auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben, um gegen die aufstrebenden Wirtschaftsriesen, wie China, Indien oder aber auch Brasilien nicht ins Hintertreffen zu geraten, was zwangsläufig einen massiven Rückgang unseres Wohlstandes bedeuten würde. Aber anstatt diese Entwicklung eindeutig positiv zu sehen, bleibt bei dem aufmerksamen Betrachter überwiegend ein bitterer Nachgeschmack bei dieser Union zurück , die uns die Entscheidung der EZB am Donnerstag für unseren europäischen Einigungsplan serviert hat.


Nicht die ersten entscheidenden Schritte zu einer politischen Union sind uns hier kredenzt worden, nein Herr Draghi, der EZB-Chef hat uns als erstes eine Schuldenunion schmackhaft gemacht, deren Ausmaß überhaupt nicht mehr überblickt werden kann. Wir, die Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind als größter Anteilseigner der EZB in einem erheblichen Maße, in einer Größenordnung von mehreren Hundert Milliarden Euro an dieser Schuldenunion beteiligt, ohne gefragt worden zu sein, ob wir dieses überhaupt wollen. Der EZB-Rat hat mit der Gegenstimme unseres Bundesbankpräsidenten Weidmann beschlossen, Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe von allen Ländern der Währungsunion zu kaufen, ohne die Sicherheitsrisiken der Staatsfinanzen dieser Länder zu bewerten.


 De facto bedeutet das, die Druckmaschinen für den Euro anzuwerfen, den man jetzt glaubt gerettet zu haben, um die bekannten Krisenländer mit frischem Geld zu versorgen, und was vielleicht noch wichtiger ist, die Spekulation der internationalen Finanzmärkte gegen diese Länder einzudämmen, damit diese sich am freien Markt wieder mit auf Dauer zahlbaren Zinsen in einer Größenordnung von drei bis vier Prozent versorgen können. Die EZB sah in dieser Maßnahme die einzige Chance diese Länder, wie Griechenland, Spanien, Portugal, Irland aber vielleicht auch Italien und sogar Frankreich vor einem früheren oder späteren Kollaps zu bewahren.


Für die Finanzmärkte macht es keinen Sinn mehr mit hohen Zinsen gegen die wankenden Staatsfinanzen dieser bestimmten Staaten zu spekulieren, denn jetzt können diese Länder sich durch die EZB refinanzieren, auch wenn dieses mit ungedeckten Schecks, sprich mit maroden Staatsanleihen stattfindet. Letztendliche Haftung wird ja von allen Bürgern der Währungsunion geleistet. Bevor das weltweit, vagabundierende Geld überhaupt keine Anlagemöglichkeit mehr findet, gibt man sich nolens volens mit 3 oder 4% zufrieden und wartet bis man Wackelkandidaten sonst irgendwo auf dem Globus ausmacht.

Dies alles hört sich ja im ersten Moment sehr solidarisch und europaförderlich an. Die starken Länder sorgen dafür, dass die schwachen monetäre Rückendeckung bekommen, sich jetzt prächtig entwickeln, um bald ihre Kredite bei der EZB zurück zu zahlen, um dann kontinuierlich zu gesunden. Klingt wunderbar, geht aber leider an der Realität vorbei. Zwar hat es in der Bundesrepublik ein solches prachtvolles Beispiel schon gegeben, denn durch den Länderfinanzausgleich ist der Freistaat Bayern, einst ein armes subventionsbedürftiges Agrarland zu einem hochtechnologischen, finanzstarken Bundesland geworden, das seit vielen Jahren in den Topf einzahlt, aus dem es einst unterstützt worden ist.


Zur Ehre der Bayern muss außerdem gesagt werden, dass die alten Grandler mittlerweile ein Mehrfaches eingezahlt haben, als sie einst erhielten. Bayern ist quasi der Idealfall. Auf europäischer Ebene läuft das leider nicht so. In einigen Ländern in Südeuropa sind die Strukturen derart marode, dass viel tiefgreifendere Änderungen notwendig sind, als dies bei Bayern der Fall war. Kurze Stichworte dazu heißen: Verwaltungsstrukturen, Steuererfassung, Katasterwesen, staatliche Versorgung und, und, und. So glauben viele Wirtschaftswissenschaftler, dass durch die erneute Geldschwemme eine strikte Konsolidierungspolitik abgewürgt wird und eine Veränderung in diesen Volkswirtschaften ausbleibt und sie ewig am Tropf hängenbleiben müssen, wenn sie nicht kollabieren sollen.

Zudem würden wir alle in ein immer größer werdendes Haftungsrisiko hineingezogen, dessen Ende auch eigene schwerwiegende Folgen haben könnte. Inflationsgefahr kommt außerdem noch hinzu. Dieses alles ist jetzt auf den Weg gebracht worden, und für mich ist der entscheidende Punkt einer berechtigten Kritik, dass alles durchgeführt wurde, ohne dass wir als Bürger gefragt worden sind. Diese Schuldenunion ist durch die „kalte Küche“ gekommen, bei einer Sitzung des EZB-Präsidiums und mit dem Veto, übrigens dem einzigen, unseres Bundesbankpräsidenten.


 Meines Erachtens ist eine solche weitreichende Entscheidung nur mit dem Votum von uns allen möglich. Deshalb plädiere ich schon seit langem, schnellstens für die politische Union zu sorgen. Dann haben alle Bürger dieses Europäischen Staates die Möglichkeit ihre Entscheidungen in die gesamteuropäische Politik einfließen zu lassen und zwar direkt. Da wir in der jetzigen prekären Situation aber nicht auf die unsichere Zukunft warten können, müssen wir heute die Entscheidung der EZB akzeptieren, in der Hoffnung so unsere Position zu sichern, auch wenn es mit erheblichen Bauchschmerzen verbunden ist. Europa muss ein gemeinsamer Staat werden, unzweifelhaft. Dieses braucht Zeit, Geduld und guten Willen.


Durch die Entscheidung der EZB wird zumindest eine gewisse Zeitspanne gewonnen. Jetzt heißt es guten Willen zu entwickeln und zu organisieren, von jeglicher Seite her. Zu allem gehört aber Geduld und ich meine nicht Schlafmützigkeit sondern Geduld beim Zuhören, Geduld bei Ängstlichkeit durch tiefgreifende Veränderungen, Geduld bei unterschiedlichen Mentalitäten und nicht zuletzt Geduld bei weit auseinanderklaffenden Bildungsebenen und Wissensständen.


Wir müssen es wollen dieses gemeinsame Europa, und wir müssen bereit sein dafür Opfer zu bringen, jeder auf seine Weise. Wichtig ist dabei nur, dass die Menschen nicht überfahren werden, dass sie ein uneingeschränktes Mitspracherecht haben und dass sie durch entsprechende Bildungschancen erkennen, dass ihre Zukunft nur eine gemeinsame sein kann.

Jetzt aber genug von Deutschland und Europa, wollen wir doch einen Blick in die USA werfen, was letztendlich doch wieder mit uns zu tun hat, da alleine schon durch die wirtschaftliche Verknüpfung, man denke an amazon, google und facebook und viele andere amerikanische Weltkonzerne eine essentielle Bedeutung für uns auf der anderen Seite des großen Teichs ausmacht.


 Hochaktuell ist gerade eine Studie von GM, in der empfohlen wird Opel sofort abzustoßen, da dort in den letzten Jahren mehr als 14 Milliarden Dollar verbrannt worden seien. Diese Vereinigten Staaten stehen in der wichtigsten Phase ihres Wahlkampfs zur amerikanischen Präsidentschaft. Im November wird sich entscheiden, wer der nächste Inhaber des mächtigsten Amtes auf unserem Globus werden wird, Obama der aktuelle Inhaber oder Romney der Herausforderer. Alle politischen Beobachter sind sich einig, dass hier eine Richtungswahl stattfindet. Obama versucht den arg gebeutelten Mittelstand wieder aufzurichten, während der Republikaner Romney, ein Multimillionär, dessen politische Visionen bisher eher verschwommen und undefiniert sind, mit Steuersenkungen und sozialen Einsparungen die Amerikaner von sich überzeugen will. Alles klingt irgendwie dabei nach Bush Junior.


Für Obama wird dies alles viel schwieriger werden, als bei seiner ersten Kandidatur, als er mit dem berühmt gewordenen Begriff „change“ die meisten Amerikaner für sich gewinnen konnte. Jetzt hat er eine Wahlperiode hinter sich und dem Land geht es nicht gut. Die Menschen verarmen sichtlich, speziell im so wichtigen Mittelstand. Die Immobilienkrise fängt erst langsam an abzuebben. Die amerikanische Verwaltung steht einmal wieder vor der Zahlungsunfähigkeit und die Tatsache, dass China etwa 80% der amerikanischen Staatsanleihen besitzt, stärkt das nationale Selbstbewusstsein auch nicht besonders. Von Aufbruchsstimmung ist weit und breit keine Spur. Wie die Wahlen ausgehen werden ist zurzeit noch ziemlich ungewiss. Während Obama die Mehrzahl der Frauen aktuell auf seiner Seite hat, votieren nach letzten Umfragen die Mehrzahl der Männer für den Selfmademan Mick Romney.


Jetzt beginnt aber für beide Kandidaten der zermürbende Wahlkampf durch die einzelnen Bundesstaaten, wahrlich kein Zuckerschlecken. Dabei gilt es so viele Wahlmännerstimmen wie möglich für sich zu gewinnen. Diese entscheiden, wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Gleichgültig wer zum Schluss die Nase vorne haben wird, über einen Punkt dürfen wir Deutschen und auch die anderen Europäer uns keinerlei Illusionen machen. Der nächste Präsident wird ausschließlich die Interessen seines Landes in den Augen haben, da geben sich beide nichts. Der einzige wirklich entscheidende Punkt der für Obama aus unserer Sicht spricht ist, dass er auf Grund der abgelaufenen Amtszeit eher eingeschätzt werden kann. Viele seiner angekündigten Wahlversprechen hat er bisher nicht umsetzen können. Dies hat natürlich zu spürbarem Verdruss und Enttäuschungen geführt.


Tatsache ist aber auch, dass viele amerikanische Präsidenten erst in ihrer zweiten Amtsperiode Entscheidendes geleistet haben, weil sie nicht mehr ihre Wiederwahl im Hinterkopf haben mussten und so radikaler reformieren konnten. Dies war auch bei Bill Clinton so. Seine Wirtschaftspolitik hat nicht nur dafür gesorgt, dass es den Amerikaner in dieser Zeit besonders gut ging. Die davon ausgehenden Impulse haben auch sehr positive Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft gehabt. Mit Freude erinnere ich mich an das wirtschaftliche Umfeld während der 1990iger Jahre, kein Vergleich mit den heutigen Zeiten. Zudem ist festzustellen, dass in diesen Jahren ein Phänomen noch bei weitem nicht so ausgeprägt war, wie es uns heute zu vernichten droht.


Die Gier als alles verschlingendes Monster hat die Menschen in den Würgegriff genommen.


Alle Krisen dieser Welt haben nur eine einzige Ursache, nämlich die aus unendlichem Egoismus gespeiste Gier nach Macht, Geld, Ruhm und Größenwahn. Daran zerbrechen unsere Familien, unsere Gemeinschaften, unsere Freundschaften, unsere Solidarität, unser humanes Denken, letztendlich die Gesellschaft und die Menschheit. Es ist mir ein Anliegen über diesen gesellschaftlichen Exodus tiefgründig nachzudenken und meine Gedanken und Analysen in einem Buch zusammen zu tragen. Seine Fertigstellung wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Nichts hat die Welt im letzten Jahrzehnt so verändert, wie die Auswirkungen dieser gierigen Süchte. Sie hat aus Menschen seelenlose Wesen gemacht.  Ich denke dabei nicht nur an die überschaubare Zahl von Superreichen, die in obszönster Weise ihren oftmals auf kriminelle Weise ergaunerten Reichtum zur Schau stellen und dabei suggerieren wollen, dass Glück und Zufriedenheit käuflich sei, nach dem Motto, alles ist zu bezahlen, wenn ich nur genügend Geld habe.


Vordergründig mag dies ja so aussehen, aber ich habe persönlich selten so viele unzufriedene Menschen erlebt, wie in der Gruppe dieser Reichen, die nur noch von Geldgier getrieben, die besonderen Werte unseres Daseins nicht mehr wahrgenommen haben. Die Liebe zu den Menschen, die Liebe zur Natur, die Spontanität, die Geduld zum Zuhören, alles wird zerstört. Zurück bleibt ein Wrack, ähnlich eines Süchtigen, der nur noch nach seiner Droge giert und alles Menschliche hinter sich gelassen hat. Immer öfter habe ich den Eindruck die Gesellschaft befindet sich auf dem Weg in diesen Zustand und es wird höchste Zeit sich dieses Bewusst zu machen.


Wenn ich höre, dass in der Finanzindustrie, sprich durch die internationalen Großbanken verdeckte Transaktionen getätigt werden, deren Größenordnung ein Vielfaches an Volumen hat, als alle Börsen dieser Welt zusammen umsetzen, diese Geschäfte aber nicht irgendeiner Aufsicht unterliegen, sie aber ganze Volkswirtschaften in den Ruin treiben können, dann weiß ich, dass wir bald den Punkt erreicht haben, wo die Gier sich selbst auffressen wird. Damit wir aber nicht soweit kommen, müssen wir uns dieser Entwicklung widersetzen, alle und zwar sofort. Die heutigen Kommunikationsmittel geben uns dazu beste Möglichkeiten. Wir haben es selbst in der Hand, wie sich die Zukunft entwickelt, die Demokratie bietet uns dazu die nötige Plattform.

Peter J. König

Samstagskolumne Peter J. König 01.09.2012

Buchenwald ermahnt zu einen gemeinsamen Europa.

Während die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und in der Welt sich weiterhin eintrüben, in unseren europäischen Partnerländern sind sie, wie in Frankreich, Italien und Spanien schon seit mehreren Quartalen rückläufig, hat unser Exportmotor hörbar zu stottern begonnen. Bewahrte uns bisher in der weltweiten Abkühlung der Wirtschaft, nicht zuletzt bedingt durch die europäische Staatsschuldenkrise, der Export davor, in die Rezession zu fallen, so zeigen die neuesten Zahlen der Auftragseingänge aus den aufstrebenden Wirtschaftsregionen, dass die Kraft dieses Vehikels spürbar nachlässt. 

 Jetzt müssen wir aus dem Binnenmarkt heraus unsere Wirtschaft so stabilisieren, dass zumindest noch ein geringes Wachstum erbracht wird. Ob dieses gelingt, ist doch sehr fraglich, da auch hier die Zahlen, nach einer Periode gesteigerten Binnenkonsums sich ebenso rückläufig präsentieren. Insgesamt müssen wir davon ausgehen, dass die Zeiten schwieriger werden. Erste Anzeichen sehen wir am Arbeitsmarkt, wo die Arbeitslosenzahlen im Juli wieder gestiegen sind, nicht markant, aber sie zeigen doch eine Veränderung des Kurvenverlaufs. Wie man aus der Wirtschaft hört, sind die Unternehmen mittlerweile wieder zögerlicher geworden, Neuanstellungen zu tätigen. Dabei gibt es auf der anderen Seite einen immer größer werdenden Bedarf an bestimmten Fachkräften, die das Reservoir an Menschen ohne ein festes Arbeitsverhältnis nicht decken kann. 

 Deshalb sieht man es seitens der deutschen Wirtschaft nicht ungern, wenn aus den südeuropäischen Ländern gut ausgebildete, junge Menschen, in ihrer Heimat chancenlos einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, den Weg in deutsche Unternehmen suchen. Hier ist man gerne bereit ihnen eine Anstellung zu geben, zumal auch die Integration keine Schwierigkeiten bereitet. Wir erleben hier ohne großes Aufsehen einen Akt der europäischen Vereinigung, denn in einem zukünftigen gemeinsamen, europäischen Staat ist es selbstverständlich, dass sich jeder seinen Arbeitsplatz in jeder europäischen Region frei suchen kann. 

Damit dies auch alles reibungslos funktioniert, müssen allerdings die Bedingungen für alle Regionen relativ gleich geschaffen werden. Es kann nicht angehen, dass ähnlich wie in Italien, der Norden reich und produktiv ist, während der Süden zu einem Armenhaus mutiert, mit all den schrecklichen Folgen, wie Mafia, Cosa Nostra und Ndrangheta. Auch gilt es frühzeitig darauf zu achten, die wirtschaftliche Balance richtig auszutarieren. Schon jetzt hört man erste Stimmen aus den Südländern, die einen Ausgleich für diese gut ausgebildeten Kräfte fordern, da sie sowohl die Ausbildung dieser Menschen finanziert haben, und außerdem diese Fachkräfte nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn die Wirtschaft vor Ort wieder anspringt oder neue entsprechende Wirtschaftszweige angesiedelt werden sollen. 

In Anbetracht der Tatsache, dass momentan irrwitziger Weise darüber öffentlich palavert wird, die Idee eines gemeinsamen Europa in die Tonne zu klopfen, den EURO mehr oder weniger abzuschaffen und zu einem Haufen von selbstsüchtigen Staaten zurück zu kehren, wie wir sie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert erlebt haben, mit all den schrecklichen Folgen, möge man mich ja als illusionärer Spinner sehen, wenn ich hier über die Gerechtigkeitsmerkmale eines zukünftigen Europas nachdenke. Die Vernunft  jedoch und auch das Herz gebietet, nimmermüde für dieses überlebenswichtige Projekt einzustehen.  In den weiteren Zeilen möchte ich an Hand einiger Beispiele zeigen, welche unterschiedlichen Folgen sich aus den veränderten Bedingungen dieses Europa, auf dem Weg von der Separation bis hin zur möglichen Einheit ergeben haben.

Wir alle konnten Angela Merkels Auftritt in China verfolgen, wo sie die letzten drei Tage, mit der Hälfte ihres Kabinetts einen wichtigen Staatsbesuch absolvierte. Natürlich hat sie dort in erster Linie die Interessen unseres Landes vertreten, wenn man ihr nicht unterstellen will, dass sie primär ihre eigenen Interessen, zwecks der Wiederwahl im September 2013 im Auge hatte. Sowohl die Bilder als auch die Ergebnisse rechtfertigen ihr Ansinnen. Lassen wir in diesem Fall einmal das persönliche Interesse der Kanzlerin außen vor und konzentrieren wir uns auf die politischen Inhalte, so treten zwei wesentliche Komplexe dieser Reise in den Vordergrund, die beide etwas mit Deutschland, aber auch ebenso mit Europa zu tun haben. 


China soll sich an der Bewältigung der EURO-Krise beteiligen, dafür hat sich Angela Merkel mit ihrer ganzen Reputation stark gemacht. Anscheinend nicht vergeblich, denn China wird weitere Staatsanleihen von allen europäischen Staaten kaufen und damit nicht nur den Euro, sondern auch die kriselnden Länder stützen. Dies ist unzweifelhaft ein Erfolg der der gesamten EU zugutekommt, eindeutig ein gesamt europäischer Akt. Konkret wurde in Peking ein Vertrag über den Ankauf von sechzig Airbus-Flugzeugen unterschrieben. Auch dieses Projekt war kein Deutsch-Chinesisches Abkommen, sondern hier wurde durch die deutsche Delegation ein europäisches Konsortium vertreten. Nutznießer sind allerdings die Menschen in mehreren europäischen Staaten. Deutschland wäre allein gar nicht in der Lage ein solches Projekt Airbus zu stemmen. Folglich ist dies eine schöne Gemeinschaftsleistung, die unter anderem deutlich zeigt, wie wir als Europäer erfolgreich dem größten Mitbewerber in der Welt Paroli bieten, nämlich Boeing Industries. 

Ja, wir sind sogar momentan in der Lage auf dem Weltmarkt sie auf den zweiten Platz zu verdrängen. Airbus ist praktizierte Allianz, auf diesem Weg gilt es weiter zu arbeiten. Aus der Zeit, als Europa die schlimmsten Tragödien erleben musste, und man sich eine gemeinsame Zukunft, zumindest in Deutschland nur unter einer nationalsozialistischen Führung vorstellen konnte, mit den daraus resultierenden Kriegsverbrechen und Gräueltaten, der Ermordung von Millionen von Menschen in ganz Europa, ist ein Mahnmal erhalten geblieben, dem man eine ganz besondere  weltweite Bedeutung zukommen lassen will. 

Das Konzentrationslager Buchenwald, wohl eines der unmenschlichsten Beweise unserer deutschen Geschichte, soll zum fortwährenden Gedenken an den menschlichen Niedergang zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben werden. Unzweifelhaft hat diese Stätte des Grauens auch etwas mit Europa zu tun. Nicht nur sind hier eine Unzahl von Menschen unschuldig, aus ganz Europa stammend, grausam getötet worden, sondern hier wurde mit den perfidesten Mitteln gezeigt, wie die Deutschen mit den Menschen aus anderen Ländern, anderen Kulturen, anderen Religionen und anderen politischen Anschauungen umgegangen sind und was sie von ihnen gehalten haben. 

Damit sich dies  nie mehr wiederholt, ist es so wichtig, dass die Gedenkstätte „Konzentrationslager Buchenwald“ einen solchen Stellenwert im Bewusstsein unseres globalen Kulturdenkens erhält. Uns Deutsche soll es immer daran erinnern, die Humanität als oberstes Gebot unseres politischen und kulturellen Handelns anzusehen. In einem gemeinsamen Europa wäre das Lager Buchenwald, mit seiner gesamten Tötungsmaschinerie nicht entstanden, davon bin ich fest überzeugt. Wer einmal in Buchenwald gewesen ist, um sich bewusst zu machen, wie Menschen mit Menschen umgegangen sind, wird seine Einstellung zu seinen Mitmenschen verändern, aber auch sein Bewusstsein zu unserer jüngeren, deutschen Geschichte, bis hin zu den Ereignissen mit dem braunen Sumpf der Neonazis und deren Mordtaten. Es ist ein roter Faden, der sich von Buchenwald bis zu den heutigen braunen Terrorzellen hindurchzieht. Es wird höchste Zeit, dass er endlich abgeschnitten wird. 


Mein Leben lang werde ich nicht vergessen, wie meine Frau und ich vor einigen Jahren, zum Anlass von Goethes 250igstem Geburtstag nicht nur dieses prachtvolle, kulturelle Ereignis in Weimar miterlebt haben, sondern wir auch mit dem öffentlichen Bus auf den Ettersberg fuhren, einem Stadtteil von Weimar, wo das Konzentrationslager errichtet worden ist. Eben noch in der Hochblüte der deutschen Kultur war man nach kurzer Fahrt durch den Wald an dem Ort angekommen, an dem sich Menschen ihrer menschlichen Würde durch ihre Handlungen entledigt haben. 

Goethe hatte einst den Blick vom Ettersberg in die Landschaft als das Erleben der unendlichen Freiheit bezeichnet. Wir fanden nur einen entseelten Ort vor, ein Lager des Grauens und einen Punkt, der in uns großes Leid und tiefe Traurigkeit auslöste. Wie benommen fühlte ich mich in einer anderen Welt, unendlich weit weg von dem kulturellen Weimar, versetzt in diese schlimme Zeit. Noch nie habe ich die Wirkung eines Ortes so eindringlich gespürt, wie hier im Lager bei einem Rundgang durch die Vernichtungsmaschinerie. Es war grauenhaft und niederschmetternd zugleich. Nirgendwo in meinem Leben wurde mir mehr klar, wie wichtig es für unsere und die kommenden Generationen ist, dafür zu sorgen, dass sich so etwas niemals wiederholt, aber dass auch das Andenken an die vielen geschundenen Menschen hier und in allen furchtbaren Lagern dieser Welt hochgehalten wird. Wir sind es um der Menschen willen schuldig, also um uns selbst.

 Peter J. König