Als hätte es nur einer Bestätigung bedurft, wurde die Republik in der letzten Woche von einem Politskandal wachgerüttelt, der vom Zweiten Deutschen Fernsehen öffentlich gemacht wurde und Ihnen eine hervorragende Gelegenheit bot, politische Unabhängigkeit zu demonstrieren. In meiner letzten Samstagskolumne habe ich mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die unabhängige Autorin Professor Gertrud Höhler in einer Lanz-Talkshow, durch massive Mobbingversuche seitens Edmund Stoiber, ihre Thesen zu ihrem neuen Buch über Angela Merkel „Die Patin“ nicht weiter öffentlich verbreiten konnte.
Dieser politischen Einflussnahme hat sich der Moderator, wenn überhaupt, doch nur äußerst halbherzig widersetzt, mit der Folge, dass die Autorin Höhler so gut wie nichts von ihrem Buch vermitteln konnte. Die politische Intervention war geglückt, die Kritik an der Kanzlerin und CDU-Vorsitzenden konnte mit Hilfe eines alten CSU-Spezis erfolgreich dem breiten Fernsehpublikum in dieser Sendung vorenthalten werden. Natürlich ist es legitim, wenn Stoiber Frau Merkel im Fernsehen gegen Kritik verteidigt, nicht legitim allerdings ist, wenn der Verfasserin Frau Höhler gar nicht erst zur Darstellung ihrer Thesen die nötige Zeit eingeräumt wird, und damit das ZDF seine objektive politische Haltung verletzt hat. Soweit darf politische Einflussnahme in ein öffentlich-rechtliches Medium nicht gehen, abgesehen davon wäre es die journalistische Pflicht von Lanz gewesen, objektive Diskussionsbedingungen herzustellen.
War diese soeben geschilderte Einflussnahme noch relativ geschickt eingefädelt, ist der erneute Versuch des Pressesprechers der CSU am letzten Sonntag eine plumpe Dreistigkeit. Hier musste das ZDF demonstrativ ablehnen, um überhaupt noch einen Funken Glaubwürdigkeit zu vermtteln. Für die CSU ist ja auch die Ablehnung ihres Ansinnens nicht von wesentlicher Bedeutung. Ihr Pressesprecher wollte den Nachrichtenmachern ans Herz legen, ganz ohne politischen Druck wie er betont hat, einen Bericht vom Parteitag der bayrischen SPD, auf dem der Münchner Oberbürgermeister Uhde zum Spitzenkandidat bei der kommenden Landtagswahl nominiert wurde, nicht zu senden. Dieser Versuch der Nachrichtenunterdrückung, der der Zensur in einem diktatorischen Staat gleichkommt, ist nicht das Problem der Christlich-Sozialen, hier kennen sie wenig Skrupel.
Auch scheint sie die plumpe Vorgehensweise nicht gestört zu haben, vielleicht war sie bisher ja sogar üblich. Womit sie allerdings nicht gerechnet haben, ist die Tatsache, dass die ZDF-Leute spontan damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, vielleicht aus Zufall, vielleicht aus Nichtkenntnis des verantwortlichen Redakteurs, dem nicht klar war, wie man bei solchen Fällen damit umgeht, dass keine Seite das Gesicht verliert, weder ZDF noch CSU. Wichtig ist für beide Institutionen ohne Vertrauensverlust in der Bevölkerung davon zu kommen.
Nun plötzlich der Eklat, Aufruhr bei der CSU in München, das ZDF sieht sich genötigt öffentliche Plakataktionen in Millionenhöhe zu starten, um auf ihre politische Unabhängigkeit hinzuweisen.
Der Pressesprecher wird gefeuert, offiziell heißt das üblicherweise: freiwilliger Rücktritt aus Verantwortung. Der bayrische Ministerpräsident Seehofer beteuert im Landtag, es handele sich nur um die selbstständige Aktion seines Parteisprechers, eine Anweisung habe dieser von keiner anderen Stelle aus dem Führungskader der CSU erhalten, zumal solches undemokratische Verhalten er und die Seinen grundsätzlich ablehnen.
Das ZDF kann sich jetzt durch dieses Outing ein Stückweit mehr in der Öffentlichkeit als unabhängig darstellen, zumal die Bevölkerung sowieso nicht weiß, dass das oberste Entscheidungsgremium, der ZDF-Verwaltungsrat ein politisch besetztes Gremium ist, wo alle Parteien Einfluss nehmen. Deshalb bin ich gespannt wie diese Geschichte weitergehen wird. Vielleicht müssen wir bald ein Stühle rücken in der „Heute“-Redaktion feststellen oder vielleicht eine nur sehr kurze Amtszeit des Chefredakteurs zur Kenntnis nehmen, klar ist, dass die Macher des ZDF aus dieser Sache nicht ungestraft davonkommen werden, so lässt sich die CSU nicht vorführen, zumal wenn sie bei der Landtagswahl im nächsten Jahr wieder die absolute Mehrheit erringen sollte. Soviel zur Unabhängigkeit unserer öffentlich-rechtlichen Sender.
Der Stern, das Wochenmagazin hat am Donnerstag die neueste Ausgabe mit einer Titel-Story über Bewertungsportale im Internet herausgebracht. Die Sternredakteure haben versucht zu ergründen, in wie weit man sich auf die Qualitätsangaben solcher Bewertungsportale verlassen kann, aber viel entscheidender noch, wie weit bei solchen Produktbewertungen manipuliert wird, indem bezahlte Wertungen auf den Plattformen abgesetzt werden, um so den Informationssuchenden zu den jeweiligen Produkten zu beeinflussen, ihn zum Kauf oder zum Abschluss einer Hotelbuchung zu animieren. Dem Stern zufolge gibt es hier einen florierenden Markt, neben professionellen Unternehmen, die solche bestellten Bewertungen anbieten, tummeln sich eine Unzahl von Amateuren, Einzelpersonen, die Gefälligkeitsbewertungen gegen kleines Geld oder nur des unentgeltlichen Produktes wegen, in die Portale einfließen lassen. Der Großversender Amazon unterhält ebenfalls ein solches Bewertungsportal. Amazon wünscht ausdrücklich, dass die Käufer ihrer Produkte diese in Form einer Rezension bewerten. Ursprünglich hat der Internetversender ausschließlich Bücher zum Kauf angeboten, der Kunde sollte durch eine Rezension mit Sternebewertung anzeigen, ob ihm das Buch gefallen habe und wenn ja, dadurch interessierte Leser ebenfalls zum Kauf bewegen.
Die Idee an sich ist nicht schlecht, kann man sich durch ein vielfältiges Meinungsbild doch einen gewissen Überblick verschaffen. Für Amazon ist es außerdem ein wichtiges Marketing- Instrument, dessen Bedeutung man nicht unterschätzen darf. Wenn es also für die Versandfirma schon eine gewisse Bedeutung hat, dann ist es bestimmt für die Verlage und die Autoren von ganz besonderer wirtschaftlicher Bedeutung, wie ihr Buch rezensiert wird. Daraus erwächst für alle Beteiligten eine gewisse Verantwortung nicht leichtfertig mit diesem Bewertungsinstrument umzugehen. Dabei obliegt es der Firma Amazon jegliche Manipulationsversuche zu unterbinden, als Geschäftspartner der Verlage und Autoren sind sie sogar rechtlich dazu verpflichtet.
Mir fällt beim Lesen solcher Rezensionen auf, dass der Schreiber überhaupt keinen Bezug zu dem vermeintlich besprochenen Buch hergestellt hat. Oftmals wollen diese Personen etwas kundtun, das mit dem Inhalt des Buches überhaupt nicht im Einklang steht, sie nutzen die Plattform um Dampf abzulassen, manchmal aber auch nur um der Autorin oder dem Autor „ eins einzuschenken“. Was hat dieses alles mit der Lektüre von Büchern zu tun?
Dann gibt es die Gruppe von Rezensenten, die nur um den Brei herumfaseln. Nicht mit einem Wort kommen sie auf den Inhalt zu sprechen. Bei diesen Personen fällt mir immer häufiger auf, dass sie als Mitglieder des Amazon „VINE“-Programmes, einem elitären Club von ausgesuchten Rezensenten angehören, die laut Stern, Produkte unentgeltlich erhalten.
Zudem handelt es sich bei ihren Rezensionen oftmals um wenige belanglose Sätze, die jegliche spezielle Information vermissen lassen. Hier liegt der Verdacht nahe, dass da welche am Werk sind, die diese Produkte, oftmals elektronische Geräte, nur für sich selbst nutzen oder gleich wieder verscherbeln wollen, Ebay lässt grüßen.
Da man auf diese Art und Weise lukrative Geschäfte machen kann, ist es nicht verwunderlich, dass diese „VINE“-Artisten mit allen Mitteln in die ersten Ränge der Rezensenten- Liste streben, denn je höher man in der Rangliste angesiedelt ist, umso begehrter ist man als Rezensent, das besprochene Produkt findet maximale Beachtung. Deshalb ist es naheliegend, dass ein furchtbares Gerangel um diese begehrten Plätze stattfindet, jedes Mittel der Manipulation ist dabei recht. Auf der Strecke bleiben oftmals die Kunden, die erwarten durch dieses Bewertungssystem faire Information zu erhalten. Der Stern hat über alles dieses ausgiebig recherchiert und ich bin überzeugt, demnächst werden noch andere Medien neue Informationen nachschieben, denn in diesem Bereich gilt es noch vieles aufzudecken.
Peter J. König
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