Samstagskolumne Peter J. König 07.03.2020

Humanitäre Hilfe ist angesagt!

Als wäre das #Coronavirus nicht schon genug Herausforderung für Europa und die Welt, bahnt sich jetzt noch eine zusätzliche menschliche Tragödie für Deutschland und die europäischen Staaten mit den Ereignissen an der griechisch-türkischen Grenze und in dem letzten syrischen Rebellengebiet um die Stadt #Idlib mit der Pufferzone an der türkisch-syrischen Grenze an. 

#Corona ist im Vormarsch und nicht mehr aufzuhalten. Dies jedenfalls ist die Meinung aller Experten und der Verlauf der Infektion allein in der letzten Woche lässt an dieser Tatsache keinerlei Zweifel mehr aufkommen. Die Zahlen der Infizierten werden täglich nach oben korrigiert und in den Ländern, die von dem Virus besonders in Mitleidenschaft gezogen worden sind, etwa in China, in Südkorea, in Japan, im Iran, in Italien, aber auch bei uns in Deutschland werden die Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Ansteckung zumindest zu verlangsamen, immer drastischer und die Eingriffe in den täglichen Ablauf der Menschen immer einschneidender. 

Über China wurde bereits in der letzten Samstagskolumne fast alles gesagt, mittlerweile gilt es sich ganz intensiv mit den Situationen in Europa zu befassen. Hier steht aktuell eindeutig #Italien an der Spitze der viralen Bedrohung, denn nirgendwo in Europa werden so viele Infizierte registriert und die Zahl der durch das Virus Verstorbenen ist gerade in Norditalien am höchsten. In Venetien, in der Lombardei und in der Emilia Romagna und jetzt auch in Südtirol steigen die Infektionszahlen rapide an, trotz der Tatsache, dass in diesen Regionen ganze Landstriche, Städte und Dörfer in Quarantäne genommen wurden. 

In ganz Italien wurden Kitas, Schulen und Universitäten geschlossen, die Metropole Mailand erlebt einen nie dagewesenen Stillstand im täglichen Leben. Somit kann man schon einen ersten Eindruck gewinnen, wie es auch bei uns in Deutschland aber auch in anderen europäischen Ländern sich unter Umständen entwickeln kann. In Nordrhein-Westfalen im Kreis Heinsberg gibt es bereits ähnliche Zustände, wenn auch hier Kitas, Schulen und viele andere öffentliche Einrichtungen geschlossen worden sind. 

Insgesamt kann man aber feststellen, dass Deutschland flächendeckend noch glimpflich davon gekommen ist, die Zahl der Infizierten hat bereits 500 überschritten, exakt 534 bestätigte Fälle, Stand 6. März 7 Uhr, wobei Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland noch nicht betroffen ist. Festzustellen, jedenfalls bisher, ist die Tatsache, dass es hierzulande noch keinen Toten durch das Coronavirus gegeben hat. 

Ohne Panik zu verbreiten, ist allerdings davon auszugehen, dass sich dies in Bälde ändern wird, alles andere wäre ein Wunder. Hat man zunächst angenommen, dass nur Alte und Vorerkrankte mit den tödlichen Folgen des Virus zu kämpfen haben durch schwerste Lungenerkrankungen, so hat sich gerade in Italien gezeigt, dass auch jüngere Menschen, abgesehen von Babys und Kleinkinder durchaus durch die Infektion gestorben sind. 

Aktuell sind die einzigen Maßnahmen sich einigermaßen zu schützen: Abstand halten, wiederholtes Händewaschen, ganz speziell wenn man aus dem öffentlichen Raum nach Hause kommt und größerer Menschenmengen zu meiden. 

Diese Maßnahmen bieten zwar keine generelle Gewähr sich nicht zu infizieren, minimieren aber die Ansteckungsgefahr beträchtlich. 

Wie bereits immer wieder erwähnt, es gilt Zeit zu gewinnen, Zeit die benötigt wird, um wirksame, medizinische Gegenmittel gegen das Virus zu entwickeln. Erste Medikamente zur Unterstützung beim Kampf gegen Corana werden in wenigen Monaten erwartet, wobei so die Krankheitsverläufe besser in den Griff zu bekommen wären. Eine flächendeckende Impfung, und damit das Virus weitestgehend einzudämmen, wird erst in 1,5 bis 2 Jahren voraussichtlich auf dem Markt sein. 

Was bis dahin passiert, ist bisher nur zu vermuten und hängt auch davon ab, wie weit die Verbreitung verlangsamt werden kann. Experten jedenfalls rechnen damit, dass das Virus sich rund um den Globus ausbreiten wird, die Infektionsrate soll dann bei einer Bannbreite von 40 bis 70 Prozent aller Menschen weltweit liegen. Dies alles sieht nach einem unabwendbaren Schicksal aus und doch kann jeder Einzelne persönlich etwas unternehmen, bevor das Virus angekommen ist. 

Wichtig bei dem Krankheitsverlauf ist einmal mehr, wie es um den Immun-Zustand des Betroffenen bestellt ist, welche Abwehrkräfte er besitzt und mit welchen Maßnahmen man den eigenen Körper beim Krankheitsverlauf unterstützen kann. Vitamine, gesundes Essen, nicht Rauchen, ein bewusster Lebenswandel sind ja auch im allgemeinen Leben ein probates Mittel, um das Immunsystem zu unterstützen und ist natürlich im Krankheitsfall besonders wichtig. 

Viele Menschen werden die Ansteckung überhaupt nicht wahrnehmen, wenn der Verlauf milde ausfällt. Deshalb sind auch die offiziellen Zahlen über die tatsächliche Verbreitung von Corona eher vage, denn die Wissenschaft ist sich sicher, dass bei weitem nicht alle Infizierte erfasst sind. Dies macht auch die Eindämmung so schwer, denn ein Betroffener kann durchaus Überträger des Virus sei, ohne dass die Krankheit bei ihm ausgebrochen ist, wie sich beim ersten Fall in Bayern bei der Firma Westabo herausgestellt hat, als eine chinesische Mitarbeiterin der Firma das Virus mit nach München gebracht hat, ohne zunächst selbst die Erkrankung wahrgenommen zu haben. 

Warten wir also ab, ohne in Panik und Hysterie zu verfallen, erfahrungsgemäß sind wir dafür bekannt, besonders bei Bedrohungen unsere Kräfte und Intelligenz zu bündeln, um schnell wirksam etwas zu unternehmen. 

Dabei zeigt sich, dass die Menschen doch wieder ein Stück zusammenrücken, Egoismus, Vorteilsdenken und Raffsucht, etwa beim Horden von Desinfektionsmittel, oder diese einfach aus Krankenhäuser und öffentlichen Gebäuden mitzunehmen, ist wirklich fehl am Platz. 

Kommen wir damit zu einer anderen Bedrohung, deren Ausmaß um ein Vielfaches brutaler ist, als es das Corona-Virus jemals sein kann, menschen-gemacht, skrupellos, verbrecherisch, egoistisch und grenzenlos machtgeil. 

Die Rede ist von den menschenverachtenden Zuständen, die sich seit langem durch den Vernichtungskrieg des Schlächters #Assad, seines Zeichens Machthaber und Blutsauger in Syrien, ergeben haben und die ein menschliches Leid ungeheuren Ausmaßes produziert hat. Ausgangspunkt ist der Aufstand der geknechteten Bevölkerung gegen Assad, mit der Folge, dass dieser in absolut brutalster Weise seine eigene Bevölkerung in Folterkellern massakriert und getötet hat. 

Die Folge war eine millionenfache Flucht der Menschen in die Türkei, den Libanon, nach Jordanien und wenn möglich nach Europa über die Balkanroute oder über das Mittelmeer oder die Ägäis. Wir alle haben noch die Bilder vor Augen, von Flüchtlingsbooten, die in einem armseligen Zustand, kurz vor dem Absaufen von Hilfsorganisationen aus dem Meer gefischt wurden oder von Toten, die etwa am Strand der griechischen Insel Lesbos angeschwemmt wurden. 

Mittlerweile sitzen über 30000 Flüchtlinge auf Lesbos fest, Griechenland und Europa waren nicht in der Lage den Menschen innerhalb der EU menschenwürdige Umstände zu ermöglichen. "Ärzte ohne Grenzen" spricht von einer menschlichen Katastrophe größten Ausmaßes, auch wenn die Organisation versucht auch nur eine minimale medizinische Versorgung den Menschen zu geben. 

Betroffen sind überwiegend Familien mit kleinen Kindern, alleinstehende Frauen mit Kindern und katastrophalerweise auch unbegleitete Kinder, die allein auf die Hilfe fremder Flüchtlinge angewiesen sind. 

Das Leid ist unendlich, zumal auch die einheimische Bevölkerung von Lesbos mit der Flüchtlingswelle überfordert ist und mittlerweile offen aggressiv gegen die Insassen in den Flüchtlingslager vorgeht. 

Ankommende Flüchtlinge in Schlauchbooten werden zurück aufs Meer getrieben und nachdem der türkische Präsident Erdogan verkünden ließ, die Grenzen nach Europa seien offen, hat ein neuer Flüchtlingsansturm begonnen. Was hat nun den türkischen Präsident bewogen, solche Lügen in die Welt zu setzen? 

Zum einen versucht er von der EU noch mehr Gelder abzupressen und untermauert dies mit dem von ihm losgetretenen neuen Flüchtlingsstrom, zumal das 6 Milliarden-Abkommen zwischen der EU und der Türkei zur Unterbringung der syrischen Flüchtlinge in wenigen Monaten ausläuft und eine neue Welle von über einer Millionen Menschen auf die Türkei zuläuft. 

Zum anderen will Erdogan militärische Unterstützung durch die Nato, denn sein innerpolitisches Kurdenproblem droht, ihm aus dem Ruder zu laufen. Dies hat damit zu tun, dass durch die militärische Unterstützung von Russland Assad beginnt die letzte Region der Aufständischen um die Stadt Idlib zurück zu erobern und auch die syrischen Kurdengebiete wieder einzunehmen, die jetzt noch vom türkischen Militär widerrechtlich besetzt sind. 

Erdogan fürchtet es könnte danach zu einem Kurdenstaat kommen, der sich auch auf die kurdischen Regionen in der Türkei ausdehnen könnte. Dies würde nicht nur sein Ende bedeuten, es wäre auch eine absolute Schwächung der Türkei insgesamt und das Ende vom Traum der führenden Regionalmacht. 

So kommt es nun zu der absurden Situation, dass Putin Assad hilft, die Türken aus Syrisch-Kurdistan zu vertreiben, die Türken ihrerseits aber die Rebellen im Gebiet Idlib militärisch unterstützt, damit Assad nicht sein früheres Herrschaftsgebiet im gesamten syrischen Staat wieder unter seine Kontrolle bringen kann. 

Dabei hat es durchaus schon unmittelbare Zusammenstöße zwischen der türkischen und syrischen Armee gegeben, die auch waffentechnisch massiv von Russland unterstützt wird. Während die Russen nachts das Rebellengebiet mit Flugzeugen bombardiert, rücken tagsüber die syrischen Einheiten auf die Stadt Idlib und die türkische Grenze vor. 

Der Korridor, der ursprünglich für die syrischen Flüchtlinge aus dem Landesinneren auf der Flucht vor Assad durch Russland und die Türkei eingerichtet war, 120 Kilometer lang und einige Kilometer breit, ist nun zur Falle geworden, denn im Rücken hat die Türkei die Grenzen nach Syrien militärisch abgeriegelt, von Westen aber sind Assads Truppen auf dem Vormarsch und was die geflüchteten Menschen von diesen zu erwarten haben, hat Assad bereits über Jahre mit seinen Foltermethoden und Ermordungen deutlich zum Ausdruck gebracht. 

Ohne Umschweife ist hier ein Massaker größten Ausmaßes zu erwarten, dagegen sind die Erfahrungen früher auf dem Balkan überhaupt nicht zu vergleichen, zumindest von der Dimension nicht, von der Brutalität her schon. 

Durch das ständige Bombardement der Zivilbevölkerung um die Stadt Idlib kommt es zu unvorstellbaren Grausamkeiten. Ganze Familien werden in ihren Häusern ausgelöscht und wenn kleine Kinder alleine überleben, irren diese durch die zerstörten Dörfer, ohne dass ihnen überhaupt jemand helfen kann. 

Es gibt keine Versorgung mit Lebensmittel oder medizinischer Hilfe und selbst die Hilfsorganisationen kommen nicht in dieses Gebiet, da es abgeriegelt ist und zudem für die Helfer zu gefährlich wäre. Allenfalls kommen Hilferufe über das Internet an die internationale Öffentlichkeit oder ein paar mutige Journalisten berichten über die verzweifelte Lage der Menschen in ihrer Todesfalle. 

Hier steht eine der größten menschlichen Katastrophen des 21. Jahrhunderts an, aber weder die Amerikaner, die Europäer noch die Vereinten Nationen zeigen ein Interesse dieses Desaster zu verhindern. 

Vor zwei Tagen haben sich Putin und #Erdogan in Moskau darauf verständigt, eine Waffenruhe in der Region #Idlib einzuhalten. Und dies nun zum wiederholten Mal. Die Perversion besteht darin, dass die beiden Despoten gemeinsam ihre Freundschaft bekunden, während ihre Armeen sich bekriegen und die Zivilbevölkerung hingeschlachtet wird.

So brutal ist die Weltgeschichte, so menschenverachtend sind solche verbrecherischen Halunken, die sich Staatsmänner nennen, und sich darin gleichen, jede Gräueltat zu unternehmen die ihrem Machtinteresse dient, 

Putin auf der Weltbühne und Erdogan als Regionalfürst. Und was machen wir dagegen? 

Über 140 Städte und Gemeinden in Deutschland haben sich bereit erklärt 5000 unbegleitete Kinder aus den Lagern in Griechenland, der Türkei und Syrien aufzunehmen, damit für sie das unendliche Leid ein Ende hat. Anstatt sofort alles zu unternehmen, um diese humanitäre Aktion zu beginnen, hat der Bundestag diese höchst-mitmenschliche Aktion mit der Mehrheit der Regierungsparteien abgelehnt.  Die Regierenden in Berlin haben darüber nachgedacht, ob damit nicht der AfD eine neue Gelegenheit gegeben wird, den Rechtsradikalismus und die Fremdenfeindlichkeit zu befördern, besonders in Hinblick auf die anstehenden Wahlen in Bayern und Nordrhein-Westfalen. 

Größer kann Zynismus eigentlich nicht sein, hauptsächlich wenn bestimmte Politiker gerne für sich in Anspruch nehmen, Humanist und Menschenfreund zu sein und einige gerne die christlichen Werte  gebetsmühlenartig herunterleiern.

Peter J. König