Samstagskolume Peter J. König, 28.1. 2012

Marcel Reich-Ranicki erinnert uns daran, niemals zu vergessen.

Gestern war ein denkwürdiger Tag und zwar für alle von uns, die nicht vergessen wollen, die bereit sind, sich mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte immer wieder auseinanderzusetzen, die bereit sind an die vielen Millionen von Juden zu erinnern, die auf die grausamste Weise von uns Deutschen ermordet wurden, nachdem man sie in Konzentrationslager verschleppt, sie ihrer Habe beraubt und ihr Eigentum sich als Beute einverleibt hatte.

Gestern, am Freitag, den 27.1.2012, sprach der von meiner Frau und mir so hochverehrte Marcel Reich-Ranicki vor dem deutschen Bundestag zum jährlichen Gedenken für die Opfer der Nationalsozialisten. Gleichzeitig ist es auch der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Dieses Gedenken jährt sich zum 70. Male.

Meine Frau und ich haben das zutiefst beeindruckende Zeitdokument mit stiller Ergriffenheit in der ZDF Mediathek http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1553354/Reich-Ranicki-Nur-einen-Zweck%252C-den-Tod?bc=sts;suc#/beitrag/video/1988176/Komplette-Rede-am-Holocaust-Gedenktag auf dem Notebook verfolgt, zumal wir mit Herrn Reich- Ranicki seit vielen Jahren gedanklich verbunden sind, sein nimmermüdes Ringen um die Literatur voll Bewunderung verfolgt haben und ihn als einen Menschen verehren, der trotz des unendlichen Leids, das er und seine Frau Theophila erleiden mussten, zur Aussöhnung mit uns Deutschen bereit war und sich ein Leben lang mit den Geistesgrößen aus Literatur, Kunst und Musik, die die Deutschen hervorgebracht haben, beschäftigt hat und zwar auf eine zutiefst inbrünstige Weise, voll von Verehrung und Leidenschaft.


Marcel Reich-Ranicki sprach über die Stunden, da er als unmittelbar Betroffener die Entscheidung der SS-Schergen entgegennehmen musste, die den Tod der jüdischen Menschen, die im Warschauer Ghetto zusammengepfercht worden waren, zur Folge haben sollte.


Dass er diese Gräuel überlebte, hat auch damit zu tun, dass er die deutsche Sprache liebt, schließlich war er in Berlin zur Schule gegangen.


Da saß er nun am Rednerpult des deutschen Bundestages, körperlich vom Alter gezeichnet, aber das Bewusstsein ausstrahlend, dass er bis zum Ende seines Lebens die so wichtigen Erinnerungen an die abartigen Geschehnisse jener Zeit in der Öffentlichkeit wachhalten würde, damit sich niemals wiederholt, was im Namen des deutschen Volkes an mörderischen Verbrechen an Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Kranken, Verschleppten aus allen Ländern Europas und der ganzen Welt, Homosexuellen und andersdenkenden Personen begangen worden ist.


Alle diese Opfer waren nun vereint in der Person dieses alten Mannes, der selbst auch seine Eltern und seinen Bruder durch den Holocaust verloren hat. Sie alle blickten in die Stille des Plenarsaales des deutschen Bundestages, ihre Seelen weilten spürbar an diesem Ort. Marcel Reich-Ranicki hatte sie alle hierher mitgenommen, nicht um anzuklagen, sondern um zu erinnern.


Über Jahrzehnte verfolge ich die Sitzungen des Parlaments. Noch nie habe ich eine derartige Ergriffenheit bei den Parlamentariern erlebt. Ihre Trauer war körperlich wahrnehmbar. Es war ein bedeutender, außerordentlicher Moment in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.


 Marcel Reich-Ranicki
Klicken Sie hier auf die Rede.
Foto: Helga König
Wir haben einige Begegnungen mit Herrn Reich- Ranicki erleben dürfen, sei es in seiner Fernsehsendung „Das literarische Quartett“ im ZDF am Lerchenberg, sei es in Wiesbaden als er seinen „Kanon“ vorstellte oder bei einer Lesung seiner Biographie im Goetheinstitut in Frankfurt/Main, sowie auch zuletzt im Literaturhaus in Frankfurt/Main, wo er über das Werk des Schweizer Schriftstellers Max Frisch mit anderen Kritikern sprach.


Nie hatte ich eine solch emotionale Tiefe bei ihm erlebt, wie jetzt bei dieser Erinnerungsstunde, zumal er auch noch an die Eheschließung mit seiner geliebten „Tosia“ erinnerte, ein Akt, der ihr quasi in letzter Minute das Leben rettete, da Ehefrauen von Mitgliedern des Judenrates des Warschauer Ghettos vorerst am Leben gelassen wurden.


Mit dieser Eheschließung konnte ihre sofortige Deportation aufgeschoben werden. Durch seine perfekten Deutschkenntnisse war Marcel Reich als Übersetzer und Protokollführer für den Judenrat im Ghetto tätig, ein Umstand, dem er sein Leben und das Leben seiner erst kürzlich verstorbenen Frau verdankt. All dieses war ihm in diesem Moment präsent und er trug sichtbar schwer daran.


Wir Deutschen aber brauchen diese besonderen Momente. Wir müssen sie in die Öffentlichkeit tragen, für uns, für unsere Zukunft, aber auch um den Menschen in der ganzen Welt zu zeigen, dass wir aus unserer Geschichte gelernt haben, dass so etwas niemals mehr geschehen darf, weder bei uns noch sonst irgendwo auf der Welt.

Wir haben allen Grund uns große Sorgen um die Geschehnisse der Vergangenheit zu machen. Dies zeigen die Ereignisse um die wiedererstarkten Aktivitäten von Neonazis, die Morde dieser braunen Pest an unschuldigen türkischen und griechischen Mitbürgern und die  Unterwanderung ganzer Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern durch dieses hirnlose Gesindel. Hier hat eindeutig das Erinnern versagt.

Große Anstrengungen müssen unternommen werden, damit das Rad der Geschichte niemals mehr zurückgedreht werden kann. Hier darf es keinerlei Toleranz oder Nachlässigkeiten geben, hier müssen wir alle in Deutschland einen klaren Standpunkt beziehen: Null Kompromisse mit einem irgendwie gearteten Nazitum.

Dass eine kürzlich vorgestellte Studie nach jahrelanger Recherche besagt, dass etwa 20% unserer Bevölkerung mit der nationalsozialistischen Ideologie sympathisiert, macht nicht nur wütend, sondern auch sehr traurig, besonders beim Anblick dieser Bilder aus dem Reichstag.

Weshalb lernen diese Menschen nichts aus unserer Geschichte?

Jetzt möchte ich den Fokus auf einen anderen Bereich dieser Erde richten und zwar auf die beiden Länder am südlichen und südöstlichen Rand des Mittelmeeres, Syrien und Libanon. In Syrien lässt ein Despot die Menschen der eigenen Bevölkerung ermorden, Menschen, die es satt haben, von einem kaltblütigen Herrschaftsclan unterdrückt, ausgeraubt und gefoltert zu werden. Deshalb widersetzen sie sich Assad und seiner Clique und sind notfalls auch bereit einen Bürgerkrieg zu riskieren.


Der gelernte Augenarzt Assad, immerhin hat er in Großbritannien ein Medizinstudium absolviert, jedoch dabei wenig über Menschenrechte verinnerlicht, lässt mit Panzern auf die Zivilbevölkerung schießen. Dabei sind schon Tausende von Opfern zu beklagen. Vergeblich hat die „Arabische Liga“, die Organisation aller arabischen Staaten versucht zu vermitteln, um das Land zu befrieden.

Sanktionen gegen Syrien sind im Sicherheitsrat der UNO gescheitert, da Russland ein Veto eingelegt hat. Dabei muss man wissen, dass die Russen Waffen im großen Stil an Assad verkaufen, was die Gegend politisch auch nicht stabiler werden lässt, zumal Israel nicht weit entfernt liegt und es sich hierbei um das Einflussgebiet der amerikanischen Hemisphäre handelt.

Der sogenannte „Nahe Osten“ ist bekanntermaßen ein höchst instabiles politisches Gebilde, zumal die Interessen der Länder USA, Russland und auch China unmittelbar aufeinander treffen. Zudem mischen die Iraner hinter den Kulissen eifrig mit. Es geht um Öl, der Treibstoff an dem alle Mächte dieser Erde größtes Interesse haben. Dies ist der Grund, weshalb Assad noch immer an der Macht ist und nicht schon längst von den Revolutionsideen die um das südliche Mittelmeer wehen, auf Nimmerwiedersehn im Orkus der Geschichte verschwunden ist. Die Lage vor Ort bleibt gefährlich. Viel Dynamit hat sich dort angesammelt.


Eine Meldung aus Libyen hat mich doch gestern sehr nachdenklich gemacht. Die humanitäre Vereinigung „Ärzte ohne Grenzen“ spricht von Folteraktionen seitens der Aufständischen an ehemaligen Gaddafi-Soldaten. Es soll sich keineswegs um Einzelfälle handeln, so dass ein Ärzte-Team das Land bereits verlassen hat. Sie hatten immer wieder vergeblich auf diese Übergriffe aufmerksam gemacht und bei der lybischen Übergangsregierung interveniert.


Auch hier lernen die Menschen leider nichts. Sie sähen Gewalt und werden in der Folge erneut Gewalt ernten. Sie müssten sich doch noch bestens an die gefolterten Leichen erinnern, die sie erst kürzlich als Folge dieses Unmenschen Gaddafi beerdigt haben.


Zum Schluss noch einen Blick nach Davos in der Schweiz. Hier trafen sich in der vergangenen Woche die hochkarätigsten Politiker, Wirtschaftsführer und Geldmagnaten zu dem alljährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforum. Zu Tausenden treffen sich die Wichtigen dieser Erde in dem noblen Wintersportort. Dabei muss es zugehen wie in der Legebatterie einer Hühnerfarm, denn jeder dieser wichtigen Persönlichkeiten reist nicht nur mit dem Ehepartner, sondern auch mit entsprechender Entourage an. Bodyguards füllen ganze Hotelkomplexe. Es soll auch recht lustig in den Nächten zugehen, da viele Partys gefeiert werden, damit nach anstrengenden Meetings und guten Geschäftsabschlüssen man auch mal „die Sau“ rauslassen kann.


Immerhin scheint man auch einmal darüber nachgedacht zu haben, dass es mit der alles vereinnahmenden Profitgier nicht mehr so weiter gehen kann. Dem einen oder anderen dieser Globalisierer scheint klar geworden zu sein, dass die Entwicklung brenzlig werden könnte, dass quasi die Gier sich selbst auffrisst. Letztlich ist damit ja keinem gedient, am wenigsten ihnen selbst.


Es wird spannend sein, zu erfahren wie man uns demnächst die neue Bescheidenheit verkaufen wird. Bestimmt wird man raten, dass das Volk schon gleich einmal damit anfangen soll.

Peter J. König





Samstagskolumne Peter J. König, 21.1.2012

Rainer Langhans auf dem Weg zum Bundespräsidenten?

Am Donnerstagabend dieser Woche, Frau Illner hatte die Gemeinde Ihrer treuen Zuschauer gerade mit ihrem "Bleiben Sie heiter irgendwie" in die Nacht entlassen, als Markus Lanz die Gäste seiner gehobenen Werbesendung vorstellte.


Da jeder, der hier mittalkt sein neustes Buch promoten möchte oder wahlweise seinen neusten Film, schien alles wie gehabt dahin zu plätschern. Doch unter den anwesenden Selbstvermarktern war eine Person, die immer für eine Überraschung gut ist, wenn sie Bock darauf hat, die eigenen philosophischen Denkansätze dem erwartungsfreudigen Publikum darzulegen.


 Rainer Langhans
(Klicken Sie auf den Namen,
 dann gelangen Sie zum Interview.)
Wie immer ganz in Weiß gekleidet, begann der Altkommunarde Rainer Langhans, völlig entspannt, die Fragen von Lanz zum amtierenden Bundespräsidenten Christian Wulff mit einem lakonischen „Der muss weg“ zu beantworten.


Langhans war sichtlich genervt und gelangweilt. Als Zuschauer ging es mir ebenso, bis der Moderator das letzte Paradepferd der 68er-Bewegung zu seiner Spende für die Piratenpartei befragte. Langhans hatte den Jungpolitikern der Internetgeneration 20 000 Euro gespendet, damit sie sich eine tragfähige Parteistruktur aufbauen können. Dies halte ich für eine interessante Meldung, zumal Rainer Langhans die Denke dieser neuen politischen Gruppierung nicht unähnlich seiner eigenen Philosophie ausmacht.

Liebesbeziehungen müssen aus der althergebrachten Zweierstruktur ausbrechen, Liebe muss alle Menschen umfassen. Für ihn ist gerade das Fokussieren auf einen Partner die Voraussetzung zu Hunger, Armut und Kriege in dieser Welt. Die Konstellation der Paarbildung gegen den Rest der Welt gilt es aufzubrechen, nur in einem allumfassenden Liebesgedanken wird man das Elend in dieser Welt bekämpfen können, gab der bekennende Frauenfreund zu bedenken.

Genau dieses würden die Piraten auf ihrer Plattform betreiben, Offenheit gegenüber jedermann, Transparenz im Denken und Handeln, nein zu Egoismen und die Kampfansage gegen jegliche Form grassierender Gier.

Hier sieht der praktizierende Asket eine Fülle von Gemeinsamkeiten. Anna Loos, die Schauspielerin und Sängerin konnte mit diesen Gesellschaftsentwürfen so gar nichts anfangen, zumal sie in ihrer Zweierbeziehung sich selbst verwirklicht sieht und mitnichten sich nur als Fortpflanzungsobjekt empfindet.

Vehement trat sie Langhans entgegen, woraufhin dieser nur meinte, sie habe es ja noch nicht versucht, um zu erfahren, dass erweiterte Liebesbeziehungen zu mehreren Menschen zeitgleich, ein großes Maß an Erfüllung und Glück bringen kann.

Wirklich interessant und spannend dieses Zwiegespräch, zumal zwei völlig unterschiedliche Temperamentsformen aufeinandertrafen, hier der in sich ruhende Yogajünger, dort die temperamentsstrotzende Anna Loos. Beide eint jedoch ihre intellektuelle Befähigung, so dass wirklich ein paar spannende Minuten zustande gekommen sind.

Langhans wusste gegen Ende dieser Gesprächssequenz noch damit zu überraschen, dass er mit den Piraten in Verhandlung zu einer Bundespräsidentenkandidatur steht.

Natürlich ist Langhans ein begnadeter Entertainer auf seine Weise, das hat er schon zuzeiten der "Kommune 1" in Berlin gezeigt. Auch weiß er genau, wie man die Aufmerksamkeit der Medien erhält. Er ist jedoch mitnichten ein Scharlatan. Seine Denkansätze mögen, zumal in der jetzigen Zeit, sehr utopisch klingen, doch sie sind nachdenkenswert, da die eine oder andere These durchaus Realitätscharakter hat, wenn er eine Grundrente für alle Menschen in unserem Land fordert.

Mit dieser Idee steht er nicht alleine da. Herr Werner der Gründer der DM-Marktkette und erfolgreicher Unternehmer und Philanthrop hat dies bereits vor einigen Jahren angemahnt. Wie erfolgreich es funktioniert, macht uns die Schweiz vor. Dort ist eine Grundrente seit vielen Jahren Realität. Übrigens könnte man auch von der Schweiz lernen, wie man ein vernünftiges Krankenversicherungswesen aufzieht, das bezahlbar ist und nicht die Menschen abzockt.

Ansonsten scheint die Idee Langhans zum Bundespräsidenten zu wählen verlockend, wenn man ihn mit dem amtierenden vergleicht, da bei seiner asketischen Lebensführung jegliche Art von Luxusgeschenken, von sich anbiedernden Zweckfreundschaften ins Leere laufen würden. Allerdings bewegt sich dieses Gedankenkonstrukt vermutlich im Reiche der Utopie und ist wohl auch nicht immer ernst gemeint, zumindest kann ich mir dies nicht vorstellen.

Deshalb zurück aus der fröhlich bunten Gedankenwelt, zurück zu den harten Fakten des Alltags. Dieser ist geprägt von schlimmen Bildern aus Italien, genauer gesagt von dem schrecklichen Ereignis an der toskanischen Küste, als ein italienischer Gockel in Form eines Kapitäns eines Megakreuzfahrtschiffes zwecks "Bella Figura" diesen Riesendampfer mit fast 4000 Menschen an Bord auf die Felsen einer kleinen vorgelagerten Insel auflaufen ließ. Er hatte die vorgeschriebene Route verlassen, um in etwa 150 Metern Entfernung vor diesem Inselort unter voller Beleuchtung zu paradieren, damit sowohl den Bewohnern an Land als auch den Gästen auf dem Schiff ein Spektakel geboten wurde. Jegliches Risiko hat er dabei außer Acht gelassen, und zudem hatte er auf der Brücke charmante Damengesellschaft.


Die Folgen sind bekannt, mehrere Tote, eine Anzahl von Vermissten, eine Vielzahl von Verletzten und ein Heer von traumatisierten Passagieren, die um ihr Leben bangen mussten. Dazu kommt der Totalverlust eines Superschiffes, eine verunsicherte Kreuzfahrtbranche, die gerade blendende Zuwächse zu verzeichnen hatte und die alles bewegende Frage: Wie sicher sind eigentlich solche Riesenpötte wirklich, die entspannten Seeurlaub für kleines Geld versprechen.


Wenn man die Evakuierungsmaßnahmen im Internet sieht, kommen doch gewaltige Zweifel auf. Noch größer sind allerdings die Zweifel, ob der Ausbildung und Verantwortung dieser Schiffsbesatzung, speziell der Verantwortung der Offiziere auf der Brücke.


Wenn ein Kapitän für eine "Bella Figura" jegliches Sicherheitsdenken über Bord wirft, Vorgaben nicht einhält und dann noch als einer der ersten mit seinen Offizieren in ein Rettungsboot flüchtet, um sich in Sicherheit zu bringen und seine Passagiere sich selbst überlässt, dann ist es um die "christliche Seefahrt" schlimm bestellt. Man kann nur hoffen, dass dies ein Einzelfall war, die verheerende Tat eines italienischen Gockels, einem feigen noch dazu.


Besuchen wir zum Schluss noch die üblichen Problemfelder, die uns auch zukünftig noch lange beschäftigen werden, da entscheidendes noch immer auf sich warten lässt.

Der Schuldenschnitt in Griechenland scheint unmittelbar vor dem Abschluss zu stehen. Die Gläubiger werden etwa 70-75% Ihres Engagements abschreiben müssen, so verlautet es aus unterrichteten Kreisen. Dabei steht immer noch nicht fest, ob es tatsächlich so kommen wird, denn ein freiwilliger Verzicht wird keinen Ersatz durch entsprechend abgeschlossene Versicherungen bringen. Dies ist erst dann der Fall, wenn der Verlust durch Zahlungsunfähigkeit eintritt. Eine wirklich schwierige Entscheidung, da es um Hunderte von Milliarden Euro geht. Totalverlust oder Versicherungsersatz, das ist hier die Frage.

Ob danach der Euro gerettet ist, steht ebenfalls noch völlig in den Sternen, zumal die südeuropäischen Länder bei den Nordeuropäern immer mehr in der Kreide stehen, da die Bilanz der Ausgleichszahlungen zwischen den jeweiligen Staatsbanken für die Südschiene immer katastrophaler ausfällt. Hier sind weitere Forderungen zwischen 400- 500 Milliarden Euro aufgelaufen.

In diesem Zusammenhang hat sich während dieser Woche der Vorstandvorsitzende der Linde AG Herr Reitzle zu Wort gemeldet, indem er zu bedenken gab, dass er sich durchaus einen Austritt von Deutschland aus dem Euro-Verbund vorstellen könne, zumal wenn wir als einziger verbliebener Zahler in diesem Schuldenspiel übrigbleiben. Dies würde zwar eine Aufwertung der zurückgekehrten DM bedeuten, eine vorübergehende erhöhte Arbeitslosigkeit müsse hingenommen werden, aber die dann unternommenen Anstrengungen der Wirtschaft würden uns fit machen und auf lange Sicht eine weitaus größere Wettbewerbsfähigkeit erbringen. Dies würde am Weltmarkt einen nicht zu unterschätzenden Vorteil bedeuten, so dass unser Wohlstand langfristig besser gesichert sei als das jetzt der Fall ist. Dies ist eine durchaus interessante Sichtweise, allerdings scheint sie mir jedoch sehr riskant zu sein, zumal Herr Reitzle von Annahmen ausgeht, die bislang rein theoretischer Natur sind. Ob dies alles so umsetzbar ist, weiß zurzeit niemand.


Der Vorstandvorsitzende der Linde AG könnte sich diese Entwicklung auch gelassen ansehen, da sein Unternehmen doch mit mehr als 60% im weltweiten Ausland agiert. Zumindest meint Reitzle, solle sich die Bundesrepublik Deutschland nicht erpressen lassen.


Abschließend noch eine letzte Beobachtung des Barons auf der fliegenden Kanonenkugel. Sie ist tatsächlich, wie von mir in einer meiner vorhergehenden Kolumnen prognostiziert, diese Woche an der Staatskanzlei in München vorbeigeflogen und hat Herrn Seehofer wissen lassen, dass die Zeit der Reue noch nicht vorbei,dass eine Rückkehr ins politische Rampenlicht noch nicht möglich ist und dass es noch dauern wird, bis die Lichtgestalt wieder in vollem Glanz erstrahlt, sprach`s und rauschte davon, einen ergriffenen bayerischen Ministerpräsidenten zurücklassend, der Hoffnung für die weitere Zukunft versprach.

Peter J. König

Samstagskolumne Peter J. König, den 14.1.2012

Nach der "causa Wulff " zurück zu den elementaren Problemen unserer Tage.

Hatten sich letzte Woche nur dunkle Wolken über dem Schloss Bellevue zusammengezogen, so scheint jetzt allmählich die Götterdämmerung anzubrechen. Es wird eng für den Bundespräsidenten Christian Wulff, die Stimmung kippt, sowohl im politischen Berlin als auch bei der Bevölkerung bundesweit.


War bisher ohnehin die Unterstützung seiner eigenen Partei und besonders deren Granden nur äußerst verhalten, auch die Opposition hatte explizit bislang nicht seinen Rücktritt gefordert, so werden mittlerweile immer mehr Stimmen aus den eigenen  Reihen  laut, die diesen postulieren.


Sehr aussagekräftig war das Bild beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten für das Bundeskabinett, als die Bundeskanzlerin vor den zahlreichen Journalisten und Fotografen schon demonstrativ von Wulff wegrückte, als ob dieser irgendetwas Ansteckendes habe.


Bilder sagen oftmals mehr als Worte. Wo doch Frau Merkel sich mit solchen die letzten Tage sehr zurückgehalten hat oder sich zumindest bedeutungsoffen bei ihren Erklärungen gab. Rückendeckung unter politischen Freunden sieht weiß Gott anders aus.


Dabei wird die Demontage des ersten Staatsdieners in unserem Lande weiter fortgesetzt. Erneut fragt die Bildzeitung nach dem Verhalten bei  Bonusmeilen seitens Christian Wulffs. Wird sich herausstellen, ob dieser als niedersächsischer Ministerpräsident Bonusmeilen, die durch beruflich bedingte Flugreisen bei Lufthansa gutgeschrieben wurden, anschließend von ihm privat abgeflogen worden sind? Dies ist ein Stolperstein, der einst Cem Özdemir sein Führungsamt bei den Grünen gekostet hat.


Auch Wulffs Beziehungen zu einem jungen erfolgreichen Filmproduzenten, der ihm die Nähe zu Stars und Sternchen der Filmbranche erlaubt hat, mit der Folge, dass Wulff für die Filmförderung im CDU-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2005 eintrat, übrigens dem einzigen kulturpolitischen Punkt in diesem Programm, lässt aufhorchen. Wenn man dann noch erfährt, dass dieser Filmproduzent einen Galaabend im Luxushotel Adlon in Berlin ausgerichtet hat, bei dem der ehemalige Ministerpräsident für sein Engagement von der Filmbranche gefeiert wurde, dann fällt doch auf, wie sehr er sich vom Glamourösen angezogen fühlt und die Nähe der „Bunten“ und artverwandter Blätter suchte.


Zu diesem Zeitpunkt hatte er auch längst entschieden, den Medienaufzug der BILD-Zeitung zu betreten, um mit ihm dank positiver Berichterstattung, inklusive sogenannter Home-Storys, ganz nach oben in den Olymp der Medienpräsenz zu fahren. Wie hat einst jedoch Herr Döpfner, der Vorstandvorsitzende des Springer-Konzerns sinngemäß gesagt: Wer mit der BILD-Zeitung im Aufzug nach oben gefahren ist, fährt auch mit ihr wieder nach unten, was so viel heißen soll, wer sich mit der Bildzeitung einlässt, um sein politisches Image positiv zu verbreiten, der muss auch damit rechnen, dass bei „bad-news“ die Bild die erste ist, die diese lautstark verkündet.

Dieses alles scheint Wulff nicht verstanden zu haben, wenn er glaubte, durch einen Anruf bei Herrn Döpfner, die bevorstehende Veröffentlichung des Bildartikels zur Finanzierung seines Hauses verhindern oder eventuell zeitlich verschieben zu können. Glaubte er wirklich an Freundschaft mit den Herren dieses Mediums, nur weil sie ihm einst positive Zeilen gegönnt haben?

Man selbst mag dieses gar nicht glauben, bei einem Politiker, der schon so lange im Geschäft ist, der harte Wahlkämpfe gegen seinen Erzrivalen Schröder geführt hat, und dieser war bekannt dafür bestimmt nicht besonders zimperlich zu sein.

Irgendwie ist das alles doch sehr merkwürdig.

Jedenfalls denke ich, dass die Tage für Wulff als Bundespräsident gezählt sind und es würde mich wundern, wenn er die nächsten 14 Tage im Amt übersteht. Ich gehe davon aus, dass er während dieses Zeitraumes das Handtuch wirft und seinen Rücktritt erklärt, da auch nicht auszuschließen ist, dass noch andere „Brandbeschleuniger“ ins lodernde Feuer gegossen werden.

Schon spricht man auf den Fluren des Bundestages und in den großen Zeitungsredaktionen von potentiellen Nachfolgern. Man hört von Verteidigungsminister Lothar de Maizière, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag Walter Steinmeier oder auch dem ehemaligen CDU- Umweltminister Klaus Töpfer, der später als Direktor der UNO für Umweltfragen in Nairobi tätig war.

Auch hier möchte ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten. Die ersten beiden genannten Personen sind viel zu wichtig und zu erfahren für die aktuelle Politik, als dass wir auf sie im Tagesgeschäft des Parlamentarismus verzichten könnten. Zudem besitzen sie die notwendige Kraft und den makellosen Charakter, um jeweils durch ihre Parteien Positives für das Land zu bewirken. Um es kurz zu machen, beide sind befähigt, einmal das Amt des Bundeskanzlers auszuüben. Solche Köpfe gibt es nicht allzu viele in den Parteien, deshalb benötigt man sie als Gestalter in der aktiven Politik und nicht als repräsentative Würdenträger.

Dies kann ich mir aber sehr wohl bei Herrn Töpfer vorstellen, zumal er als hoher Repräsentant bei der UNO international grosses Ansehen erworben hat, er hervorragend mit Menschen umgehen kann und er über das entsprechende Alter verfügt, das dem Amt auch äußerlich die Würde verleiht, die es verdient.

Patchwork war gestern und birgt außerdem die Gefahr, dass gute Freunde mit Geschenken kommen, um bei eventuellen Engpässen helfend zu überbrücken.

Wir sind jedoch noch nicht so weit und warten insofern einen Schritt nach dem anderen ab.

Jetzt will ich all jenen recht geben, die meinen, es sei genug um die „causa Wulff“ , dass es wirklich große Herausforderungen für unser Gemeinwesen gibt, die es verdienen, breit in der Presse und in der Öffentlichkeit diskutiert zu werden.

Wer glaubt, wir seien in Europa mit der Krise der Staatsfinanzen über den Berg, weil gestern sowohl Italien als auch Spanien am internationalen Geldmarkt hohe Milliardenkredite für relativ günstige Zinsen, etwa die Hälfte wie noch zu Ende des letzten Jahres, erworben haben, der wurde heute eines Besseren belehrt.

Vor wenigen Stunden hat die erste Rating-Agentur von den drei marktbeherrschenden angekündigt, dass sie die Bonität der meisten südeuropäischen Staaten also auch von Spanien, Portugal und Italien aber auch von Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft im EURO-Raum herabsetzen wird. Erneut ein Dilemma für die Finanzierung durch Staatsanleihen. Über Griechenland brauchen wir in Bezug auf monetäre Fortschritte überhaupt nicht zu reden, denn der Schuldenschnitt seitens der privaten Gläubiger lässt auf sich warten. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass 50 % zum Schuldenerlass bei Weitem nicht ausreicht. Zeit jedoch hat Griechenland nicht mehr, die Wirtschaft schrumpft und die geliehenen Milliarden sind bald aufgebraucht. Eine Pleite des Landes ist in greifbarer Nähe. Offen wird mittlerweile über den Austritt von Griechenland aus dem Euroverbund gesprochen.

Der Weg führt unweigerlich zurück zur Drachme, ein Weg mit allen negativen Folgen, die schon im letzten Jahr sehr eindringlich geschildert wurden.


Ein kurzes Wort noch zur wirtschaftlichen Lage bei uns, in Europa und in der Welt. Klar ist, dass wir auf eine Rezession hinsteuern, weltweit, aber mit unterschiedlichen Wirkungsgraden in den einzelnen Ländern. Die Fachleute gehen davon aus, dass Deutschland nur kurz davon betroffen sein wird, etwa die nächsten zwei Quartale und es anschließend wieder wirtschaftliche Zuwächse geben wird.

In vielen Ländern Europas sieht dies jedoch anders aus, da sie schon seit einigen Monaten in der Rezession stecken. Eine Rezession besteht dann nach der Definition der Wirtschaftswissenschaftler, wenn über zwei Quartale und mehr kein wirtschaftliches Wachstum mehr stattfindet, insofern würden wir nur eine kurze Rezession erleben, viele andere Europäer jedoch eine langanhaltende und damit in der Regel auch eine tiefergehende. Weltweit sieht es auch nicht besser aus. Da gibt es auch nur ein geringes wirtschaftliches Wachstum, wenn überhaupt.

Also konzentrieren wir uns wieder auf diese elementaren Fragen, nehmen den Rücktritt von Herrn Wulff gelassen hin und schauen gespannt in die Zukunft, da die Weichen für die Bundestagswahl 2013 ja schon jetzt gestellt werden. Zudem stehen die USA am Anfang eines Präsidentenwahlkampfes, was auch nicht unerheblich für die weltweite politische Entwicklung ist und mit dem Auftritt der Tea-Party versucht eine ultraorthodoxe Gruppierung das Rad der Geschichte in den Vereinigten Staaten zurückzudrehen. Wenn man sich damit befasst, bleibt aus europäischer Sicht nur ein verständnisloses Kopfschütteln und ein gutes Glas Rotwein, um dieses alles zu reflektieren.

Peter J. König

Samstagskolumne Peter J. König, 7.1.2012

Ist Christian Wulff zu blauäugig?

Dies ist der Auftakt des Jahres 2012, gleichwohl müssen wir uns aber weiterhin mit den Themen des alten Jahres befassen, sogar in verstärktem Maße.

Gerne hätte Bundespräsident Wulff erlebt, dass die Weihnachtspause ihm das Geschenk des Schweigens, des Vergessens und die Rückkehr zur Normalität gebracht hätte. Dem aber ist nicht so, ganz im Gegenteil. Die Aufdeckungen des Jahres 2011 um seine Hauskredite, seine Urlaubsreisen, seine familiären Veränderungen in früheren Zeiten waren „Ponyhof“, um in den Worten unserer Familienministerin Schröder zu sprechen, eigentlich eine sonderbare Wortwahl im politischen Geschäft, denn dies alles war nur der Aufgalopp für kommende Enthüllungen.


Der kluge Fuchs Seehofer hat erst gestern bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Klausurtagung der CSU in Wildbad Kreuth verlauten lassen, dass in diesem Jahr 2012 die Weichen gestellt werden, ob es gelingt bei der Bundestagswahl 2013 zu reüssieren. Vorsorglich hat er schon einmal dem Koalitionspartner F.D.P. kollegiale Unterstützung und positive Aufmunterung zugesprochen.


Er wird ahnen, welche Dimensionen die Affäre Wulff noch annehmen kann, mit geradezu verheerenden Folgen für Merkel und ihn als ehemalige Königsmacher, denn zu Anfang des Jahres 2012 beginnen sich allmählich die Nebel um das Präsidentenehepaar zu lichten.


Neue Fakten verbinden sich mit bekannten Puzzleteilen. Die Medien, aber auch die Menschen unseres Landes haben angefangen genauer auf diese „causa“ zu blicken, wo es Wulff doch in den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit allmählich gelungen ist, sein Schwiegersohnimage und den Protektionsgeruch durch Frau Merkel zu verringern, dafür jedoch mehr als junger Bundespräsident nebst attraktiver Gattin wahrgenommen wurde.


Dafür sind die beiden Protagonisten jedoch eine gefährliche Liaison eingegangen. Sie haben sich mit dem Boulevard eingelassen und dazu, was vielleicht noch viel gravierender einzuschätzen ist, es hat sie in den Dunstkreis der „Reichen und Schönen“ gezogen, ein absolut gefährliches Pflaster, wo die Spitzenliga der Intriganten und Falschspieler, Hochstapler und Lügenbarone zuhause ist. Gegen diese Spielwiese ist das politische Tretminenfeld tatsächlich „Ponyhof“, um weiterhin im Duktus von Frau Schröder zu bleiben.


Hier treffen sich die erfolgreich Examinierten und nicht Erstsemester, wie auf der politischen Bühne. Ruhm und Anerkennung suchen auch die Politakteure. Dies ist zweifellos eine bedeutende Triebfeder für ihr Handeln. Wenn es aber um das große Geld geht, dann wird es für unsere gewählten Volksvertreter gefährlich.


Hier kennen sich die großen Jungs bestens aus. Die allermeisten von ihnen haben es bewiesen, wie man an das große Geld kommt, „Maschi“ lässt grüßen und dabei dürfen sie nicht zimperlich sein, ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


Dies ist die Herausforderung, der sich Christian und Bettina Wulff gestellt haben, wie eindrucksvoll die „Bunte“ zu berichten weiß, wobei ich jedoch sagen muss, dass das Biedermannimage von Herrn Wulff auch durch das feinste dunkelblaue Tuch nicht ganz verschwindet und erneut voll aufleuchtet, wenn er mit reumütigem Blick und Büßerhaltung absurde und in sich unlogische Statements im „Öffentlich-Rechtlichen“ abgibt. Dies führt zu der Frage, seit wann ein Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland privat ein sichereres Gelddepot als z.B. eine Sparkasse, eine Volksbank oder die Deutsche Bank sein soll, damit eine befreundete Unternehmersgattin ihre 500 000 Euro dort in diesen Krisenzeiten sicher anlegen kann?


Alles dieses führt auf das aalglatte Parkett der "Reichen und Schönen", eine Ebene, die für Christian Wulff möglicherweise zu hoch und zu gefährlich ist und außerdem scheint er zu blauäugig durch sein politisches Leben gelaufen zu sein, wenn man seinen Äußerungen in dem besagtem Interview Glauben schenken darf, bezüglich seiner großzügigen Freunde in Millionärskreisen.


Doch möglicherweise ist dies vielleicht gar nicht die Welt des Christian Wulff . Bis zu seiner Eheschließung mit seiner heutigen Frau Bettina ist er jedenfalls in jener Rolle nicht aufgefallen, ganz im Gegenteil, da war er doch immer Muttis Liebster. Mit dem Wechsel der Ehefrau ging auch ein Imagewechsel daher. Neues Erscheinungsbild, neue Bühne, zumindest privat und vielleicht auch die eine oder andere neue Freundschaft in neuem Umfeld.


Hoffentlich geht es ihm da nicht so, wie einst dem jungen Mann, der über vier Jahrzehnte Muttis Liebling war, sich eine attraktive Freundin zugelegt hat, mit der Folge, dass er Muttis Gunst verloren hat und in ihrem Leben keine Rolle mehr spielte, bis hin zu den Erbschaftangelegenheiten, so eine authentische Geschichte.
Sollte es für Wulff ähnlich kommen, wird sich zeigen wie „Maschi“ mit guten Freunden umgeht, ob Wulffs nächstes Buchprojekt auch wieder gesponsert wird.


Gesponsert wird, so ist zu lesen, jedenfalls die schöne Robe der Bundespräsidentengattin. Ob daraus neue Enthüllungen entstehen, bleibt abzuwarten. Ebenfalls bleibt abzuwarten, welche Unterstützung gute Freunde noch weiterhin für den ehemaligen Ministerpräsidenten und das Aufsichtsratsmitglieds von VW geleistet haben.


Da allerdings kommt ja nichts mehr, wie er selbst im Fernsehen betont hat. Man darf skeptisch sein , ich benutze hier bewusst die Formulierung „man“, denn auch dieses unpersönliche Wort hat Wulff bei dem verschwurbelten Interview gebraucht, wenn er von sich selbst sprach, man darf skeptisch sein, denn eines ist jedem Mann in der Liga der "Reichen und Schönen" klar, glamouröse Frauen sind teuer. Schönheit und Ausstrahlungskraft hat seinen Preis. Da gibt es nichts geschenkt in diesem Leben und auf dieser Bühne ohnehin nicht.Hoffentlich ist der Bundespräsident wenigstens nicht in diesem Punkt blauäugig.



Wenn wir bislang über vielleicht taktisch unkluges Verhalten von Christian Wulff in Bezug zu dem höchsten Staatsamt der Republik gesprochen haben, so sind wir jetzt an dem Punkt angelangt, die seinen Rücktritt zwingend notwendig macht, wenn sich bestätigt, was im Raum steht, dass er versucht hat, dem Chefredakteur der Bildzeitung Kai Diekmann die Pistole auf die Brust zu setzen, um einen Zeitungsartikel zu seiner Privathausfinanzierung zu verhindern, dann hat er das Amt des Bundespräsidenten beschädigt, dann sind sofortige Konsequenzen geboten und zwar von ihm selbst, damit er seine Persönlichkeit nicht gänzlich aufgibt, indem er die Würde des Amtes wieder herstellt. Dies ist er dem Land und sich selbst schuldig.


Aktuell gibt es wohl noch Auslegungsdifferenzen zwischen Wulff und Diekmann, eine Veröffentlichung muss hier Klarheit schaffen. Nebenbei gesagt, ist es verwunderlich, wie ein Bundespräsident einen Chefredakteur einer Boulevardzeitung, den Vorstandsvorsitzenden der Verlagsgruppe, ja selbst die Eigentümerin kontaktiert hat, um Recherchen nach seinem „Häuslekredit“ zu unterbinden oder zumindest zu beeinflussen. Dies alles ist sehr eigenartig und ich kann mir nicht vorstellen, dass Richard von Weizäcker oder auch Roman Herzog ähnlich gehandelt hätten, geschweige denn Gustav Heinemann oder gar Theodor Heuss.


Christian Wulff will aber nach eigenen Aussagen noch „Bundespräsident lernen“, wo dieses Amt doch so erheblich bedeutender zu seinem vorherigen als Ministerpräsident ist. Dies lässt den Rückschluss zu, dass Telefonate dieser Art für ihn als Ministerpräsident durchaus üblich waren.


Welches Demokratieverständnis liegt hier eigentlich vor?


Alles in allem haben sich dunkle Wolken über Schloss Bellevue zusammengezogen. Dieses haben das Amt und die Kulisse nicht verdient, zumal die Deutschen sich eine absolut vertrauenswürdige, ja moralisch makellose Persönlichkeit als Staatsoberhaupt wünschen. Trickser, Abzocker und Egoisten kennen sie zur Genüge im täglichen Leben.


Vielleicht sollte Angela Merkel dem amtierenden Bundespräsidenten zu verstehen geben, dass im Interesse des Amtes, aber auch für ihre persönliche Glaubwürdigkeit ein schneller Rückzug von Christian Wulff von Nöten ist, um dem deutschen Volk das zu geben, was sie sich alle wünschen, eine Respektsperson ohne Wenn und Aber, mit höchsten moralischen Wertvorstellungen und großer Ausstrahlung, vielleicht auch im Konsens über alle Parteien hinweg.


Dies ist möglicherweise der Sinn von Seehofers Aussage, dass die Weichen 2012 gestellt werden, denn dann könnte Frau Merkel den neuen Bundespräsidenten auf ihrer Habenseite verbuchen.


Zum Schluss erneut ein Wort zu meiner verlorenen politischen Heimat: Auf dem Dreikönigstreffen haben sich die letzten verbliebenen Parteimitglieder der F.D.P. im Stuttgarter Theater getroffen. Beobachter haben dabei festgestellt, dass noch viele Plätze leer geblieben sind.

Peter J. König