Samstagskolumne Peter J. König, 24.9. 2011

Gedanken zum Papstbesuch.

Seit Freitagmorgen steht die politische Führung der Bundesrepublik Deutschland ganz im Zeichen des Besuches des Oberhauptes der katholischen Kirche in Deutschland. Ein wahrlich historisches Ereignis, wenn man die Geschichte der Päpste und des Vatikans zugrunde legt.

Der Papst, erster Repräsentant des Vatikanstaates und oberster Religionsführer aller Katholiken hat Deutschland schon öfters einen inoffiziellen Besuch abgestattet. Offiziell jedoch kommt Ratzinger zum ersten Mal in sein Geburtsland.

Historisch wird dieses Ereignis aus dem Grunde gesehen, weil ein „deutscher Papst“ vor über 500 Jahren zuletzt seine Aufwartung machte. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland noch Teil des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Dieses Staatengebilde hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Vermutlich wird es erneut Jahrhunderte dauern, bis eine ähnliche Konstellation zustande kommt, wenn überhaupt.

Die Menschen sind durchweg interessiert, diese außerordentliche Persönlichkeit zu erleben. Zumal wenn sie dem katholischen Glauben angehören, fühlen sie sich ganz in den Bann dieses intellektuellen und durchaus freundlichen 84jährigen Kirchenmannes gezogen.

Auch der politischen Elite unseres Landes ist anzumerken, dass hier eine ganz besondere Begegnung stattfindet. Der äußere Rahmen spielt da gewiss auch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die katholische Kirche wusste immer wie man Menschen beeindrucken kann, der Klerus in seiner farbigen Uninformiertheit, die Würde der älteren Herren, sprich Kardinäle und Bischöfe und die Ergebenheit des klerikalen Nachwuchses zeigen ein Bild der vollkommenen Hierarchie auf, alles lebt im Einklang und über allem thront der Nachfolger Petri.

Seit über 2000 Jahren existiert diese Glaubensgemeinschaft, der über 1 Milliarde Menschen auf der ganzen Welt angehören. Keine Institution in der Geschichte der Menschheit hat es so verstanden wie die katholische Kirche alle Stürme der Zeit zu überstehen.

Große Reiche sind gekommen und wieder untergegangen. Manche haben Jahrhunderte überdauert, andere sind bereits nach 12 Jahren Gott sei Dank wieder verschwunden. Unabhängig, wie man zum Glauben dieser Religionsgemeinschaft steht, die historische Erscheinung ist einzigartig, ein Faszinosum.

Fragt sich, wie ist es gelungen, diese älteste „Weltfirma“, dieser einzigartige Markenbegriff Jahrtausende lang aufrecht zu erhalten und ihn immer noch weiter auszubauen?

Fragt sich weiterhin, wie stehen die Zukunftschancen dieser weltumspannenden Glaubensverfechter?

Fragt sich außerdem, was liegt alldem spirituell zugrunde und welche Selbstheilungskräfte müssen vorhanden sein, um Fehlentwicklungen zu revidieren, um das System vor menschlichen Niederungen zu schützen?

Wesentlich für das Überleben solch langer Zeitabläufe ist der Faktor Macht. Die katholische Kirche hat von Anfang an darauf gebaut: auf die Macht des Wortes, auf die Macht des Glaubens und alles gepaart mit der irdischen Macht, die sie aller Zeit radikal politisch eingesetzt hat, ach ja und nicht zu vergessen die Macht des Reichtums, den sie hervorragend verstanden hat ständig zu mehren.

Dabei hat sie sich eines Instrumentes bedient, welches die Voraussetzung zu aller menschlichen Entwicklung ist. In einer meiner früheren Kolumnen habe ich schon einmal darauf hingewiesen, wie in der Geschichte der Menschheit der Faktor Intelligenz die Spezies „Homo erectus“ zugunsten des „Homo sapiens“ entwicklungstechnisch den Ausschlag gab. Die Intelligenz des Klerus war der Garant für die Überlebensfähigkeit dieser römisch-katholischen Kirche.

Über Jahrhunderte wurde Wissenschaft in den Klostergemeinschaften betrieben und das daraus entwickelte Wissen als „Firmengeheimnis“ in den Klosterbibliotheken für die Allgemeinheit unzugänglich aufbewahrt. Da Wissen bekanntlich Macht ist, liegt auch hier ein wesentlicher Baustein zum Machterhalt. Anders als Erbdynastien, wo in der Folge die Intelligenz abhandenkommt und dadurch das System implodiert, hat sich die katholische Kirche immer wieder frischer Ressourcen bedient, in dem sie der Intelligenz aus dem Volk Aufstiegschancen geboten hat.

Bis zu dem heutigen Tag, wo das Interesse in den westlichen Ländern rapide abgenommen hat, seine Intelligenz der Kirche zur Verfügung zu stellen, begibt sich die Kirche in die Länder der Dritten Welt, um von dort ihre intellektuellen Speicher neu aufzufüllen.

Bezahlt haben diese jungen Männer immer mit Glaubenseifer, unbedingtem Gehorsam und pragmatischem Intellekt. So konnte man auf alle Anfechtungen reagieren, so konnte man die Macht festigen und so war man aller Konkurrenz immer ein Stück voraus. Das hat viele Jahrhundertelang prächtig funktioniert.

Doch und damit kommen wir zur zweiten Frage: Funktioniert dieses System immer noch reibungslos?

In der Religionsgeschichte hat es permanent große Konkurrenz gegeben. Hier nenne ich entsprechend der Zeitgeschichte zuerst den Islam, eine damals neue monotheistische Glaubensrichtung, mit der sich das Christentum erbitterte Auseinandersetzungen lieferte, man denke an die Kreuzzüge, aber auch an die Schlacht am Kahlenberg bei Wien (1683), wo die Türken versucht haben, Westeuropa zu überrennen, nachdem sie Südosteuropa einige Jahrhunderte hindurch beherrscht haben, ach ja, nicht zu vergessen die Eroberung Spaniens durch die Mauren (ab 711), eine durchaus fruchtbare Zeit für die Wissenschaft (Uni Salamanca), jedoch auch für die architektonische Gestaltung von einzigartigen Städten wie Cordoba oder Ronda.

Dann kam die Zeit der Reformation, für die katholische Kirche die vielleicht schwierigste Konstellation, um das eigene Überleben zu sichern. Plötzlich gab es starke, intelligente Konkurrenz, die damit begann, alte Zöpfe abzuschneiden, Fehlentwicklungen anzuprangern und den Menschen an sich mehr Beachtung zu schenken. Dieses alles fiel auf einen geeigneten Nährboden und Königreiche und Fürstentümer wandten sich von der katholischen Kirche ab. Die Folgen waren chaotisch: Glaubenskriege, die unendliches Leid nach sich zogen. Der Tod hinterließ eine blutige Spur durch die Jahrhunderte. Noch heute gibt es Folgeerscheinungen, wie wir in Nordirland miterleben müssen.

In jüngster Zeit dürfen wir aber eine Umkehr dieser Entwicklung erleben, denn die christlichen Kirchen haben ihren Kurs geändert. Die Zeichen stehen auf Versöhnung, eine erfreuliche Entwicklung. Gerade ganz aktuell haben sich heute bei dem Papstbesuch in Erfurt die Spitzen der evangelischen und der katholischen Kirche zu Gesprächen gefunden und eine ökumenische Messe zelebriert.

Dieses ist ganz im Sinne der Ausführungen, die Benedikt der XVI. bei seiner Rede gestern im Bundestag ausgeführt hat, wenn er die Ursprünge der Religion in der Spiritualität und in der Vernunft (Ratio), sieht. Beides ist mehr denn je gefragt, um den Herausforderungen der modernen Gesellschaft zu begegnen, aber auch um beiden christlichen Kirchen eine Überlebenschance zu sichern. Zumindest in der westlichen Hemisphäre, wo neue Glaubensbilder um sich greifen und die Menschen in den Bann ziehen, haben es die christlichen Kirchen nicht leicht.

Die globale Kommunikation tut ihr Übriges. In Zehntel von Sekunden wird Information aber auch Wissen um den Globus geschickt. Die Menschen glauben dadurch freier zu sein, unabhängiger von kirchlichen Dogmen, seien sie positiv oder dienten sie von jeher zur Unterdrückung. Zweifel ist an der Tagesordnung, hinweg mit allem, was nach Glaube und Kirche riecht. Dass der Mensch ethische Werte und zuversichtlichen Glauben benötigt, um das Leben positiv zu reflektieren, wird dabei vergessen.

Die Kirchenaustritte, allein bei der evangelischen Kirche wurden im letzten Jahr 180 000 gezählt, sprechen eine klare Sprache. Der Mammon als anbetungswürde Größe hat sich dem Menschen angedient. Die Individualisierung lässt keinen Raum für Mitmenschlichkeit, Demut und Hilfsbereitschaft, so der Papst im Bundestag, doch diese Werte und die Achtung der Natur garantieren allein das Überleben der Menschheit. Dieser Werte gilt es sich, erneut ganz intensiv zu besinnen.

Die katholische Kirche hat außerdem noch ein weiteres Problem neben der Tatsache, dass die Menschen westlichen Ursprunges heutzutage das Zölibat nicht verstehen, Geschiedenen und Wiederverheirateten die Hl. Kommunion verweigert wird und Frauen in der Kirche generell als benachteiligt anzusehen sind.

Der Missbrauch von katholischen Geistlichen an Kindern, weiblich oder männlich, wurde immer unter der Decke gehalten, sprich nicht öffentlich gemacht und auch nicht bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, obschon es sich hier um ein Strafdelikt handelt. Erst vor zwei Jahren hat man begonnen, sich überhaupt mit diesen schändlichen Verfehlungen in der Öffentlichkeit auseinanderzusetzen, nachdem der Direktor einer Jesuitenschule in Berlin sich öffentlich in einer Pressekonferenz geäußert hat.

Wie Dominosteine fielen die kirchlichen Bastionen, in denen Missbrauch betrieben wurde und die katholische Kirche hatte ein riesiges Problem mit der Glaubwürdigkeit. Die Folge war zu tiefstes Misstrauen und Unverständnis in der Glaubensgemeinschaft. Kirchenaustritte, öffentliche Diskussionen und harte Attacken gegen alles Klerikale waren auf der Tagesordnung. Dies ist Neuland für die katholische Kirche und zu allem Überfluss bleibt der Nachwuchs aus, zumindest in Westeuropa und Nordamerika.

Dabei  gibt es überhaupt keinen Grund zu relativieren, dass Missbrauch von Kindern und Jugendlichen auch in privaten oder staatlichen Einrichtungen aufgedeckt wurden. Dass Outing von Berlin hat bewirkt, dass sich die Missbrauchsopfer nicht mehr im Stillen schämen und verkriechen müssen. Endlich trauen sie sich, nach außen zu gehen, von ihrem Leid zu sprechen und Hilfe in der Therapie zu suchen.

Ich will hier das allseits bekannte Beispiel der Odenwaldschule nennen. Mittlerweile ist ermittelt, dass über 600 Schülerinnen und Schüler Opfer dieser kriminellen Pädagogen auf dieser Eliteschule geworden sind. Mich berühren diese abgründigen Vorgänge dort besonders, da ich selbst Abitur an der Hermann-Lietz-Schule/Spiekeroog, ebenfalls einer Internatsschule für Knaben gemacht habe. Mehrere Jahre habe ich das enge Zusammenleben zwischen Pädagogen und Schülern erlebt, wobei hier noch die Besonderheit der Insellage eine Rolle gespielt hat. Derartiges, was an der Odenwaldschule Gang und Gäbe gewesen sein muss, hat es auf Spiekeroog nie gegeben. Es wäre auch gar nicht möglich gewesen, denn als 16 jähriger wusste ich genau wohin ich tendiere, wo meine Präferenzen liegen. Ein Übergriff seitens eines Lehrers hätte wohl für diesen böse Folgen gehabt. Zweierlei Gründe sehe ich als Ursache für diese Übergriffe: Wesentlich ist die Tatsache, dass diese sogenannten Pädagogen abartig veranlagt sind, ihre Stellung als besondere Vertrauenspersonen bewusst missbraucht haben und sich an Kindern vergangen haben, die aufgrund ihres Alters sich nicht wehren konnten. Die Folgen für diese armen Geschöpfe sind allerdings beträchtlich und sie schleppen ein Leben lang diese Verletzung mit sich herum.

An all das musste ich denken als ich mir die Rede dieses eloquenten Intellektuellen vor den Abgeordneten im Bundestag anhörte. Seine Ausführungen waren hochphilosophisch, gespickt mit profundem Wissen über das Gedankengut kirchlicher und weltlicher Philosophen bis hin vor die Zeit von Jesus Christus.

Die Rede, die auf die Verantwortung unserer Volksvertreter abzielte, empfand ich als sehr profund und für mich waren diese Ausführungen so brillant, nämlich den Menschen naturgemäß zu sehen, geleitet von Spiritualität und Rationalität, dass es auch meinen Vorstellungen entspricht.

Allerdings schließe ich mich Heiner Geißler, dem alten Recken der CDU an, der vor der Übertragung aus dem Bundestag sinngemäß sagte, wir werden die Rede eines akademischen Gelehrten hören, die Rede eines Professors, was die Menschen jedoch hören möchten, sind verständliche Worte, die ihnen Hilfe geben, die drängenden Probleme unserer Zeit zu bewältigen.

Natürlich kann man Antworten aus dieser Rede erhalten, auch auf alle noch so drängenden Fragen, die meisten Menschen aber brauchen aber noch einen Vermittler, der ihnen das vorgetragene Gedankengut in ihre Sprache übersetzt.

Nichtsdestotrotz die Reise von Benedikt XVI. ist historisch und wir sollten versuchen jetzt schon aus diesem historischen Ereignis und der Fülle der Reflektionen, die der Papst uns entgegengebracht hat unsere eigenen Schlüsse zu ziehen.

Peter J König

Samstagskolumne Peter J. König, den 17.9.2011

Die Achsen verschieben sich!
Noch einmal darf eine deutsche Schlüsselindustrie mit großem Prunk und Pomp in diesen Tagen ihr Image aufpolieren und mit strotzendem Selbstbewusstsein Stärke demonstrieren. Die Automobilmesse in Frankfurt hat begonnen.
Seit jeher das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft, wo doch immerhin ¼ des Bruttosozialproduktes von dieser Branche generiert wird, wie Frau Merkel in ihrer Eröffnungsrede uns gestern allen ins Gedächtnis rief.
Natürlich alles edel, alles schön und alles unendlich teuer, weil einzelne Automobilhersteller sich  Messeaufbauten bis 10 Millionen Euro leisten, um ihre Produkte möglichst spektakulär ins Rampenlicht zu rücken. Dabei sollen  bei dem Betrachter Träume geweckt werden, Träume in PS, Chrom und Leder, Träume, die noch durch attraktive junge Damen perfektioniert werden.
Welch` ein Bild,  das silberfarbene neue Mercedes SLS- AMG Cabrio, auf dem Beifahrersitz eine etwas kühle, aber überaus Vamp-gestylte dunkelblonde Schönheit!  Als Hintergrund dient ein Film, der auf der Küstenstraße am südafrikanischen Cap aufgenommen wurde,  alles perfekt inszeniert.
Wo werden Männerfantasien realistischer dargestellt, als bei diesem Auftritt von perfekter, menschlicher Schönheit und kraftvoller Top gestalteter Technik? Aber etwas fehlt immer bei diesen Bildern, nämlich der Hauptakteur, das Wesen hinter dem Steuer. Da bleibt noch genügend Raum für die Fantasie jedes einzelnen Betrachters.
Der Vollständigkeit halber muss ich aber sagen, dass  es noch andere Plattformen gibt, die durchaus ebenbürtig sind, was die Attraktivität dieses eben gezeigten Bildes anbelangt. Sie firmieren unter solchen Edelbezeichnungen wie Ferrari, Maserati, Rolles-Royce, Bentley, Aston Martin, aber auch  Porsche, Jaguar und noch weiterer Nobelmarken.
Doch weg von den Sahnehäubchen, hin zum Brot- und Buttergeschäft des millionenfachen Alltags. Hier ist zu sehen, wie sich die Achse allmählich zu verschieben beginnt. Es sind zwar nur erste Anzeichen, und um wieder Frau Merkel zu zitieren “unsere Industrie ist  breit aufgestellt und bestens für die Zukunft gerüstet“. Aber dennoch müssen wir registrieren, dass wir zum ersten Mal, die Automobilindustrie in Deutschland war über hundert Jahre immer der Vorreiter in Sachen Innovation, seit Carl Benz das Automobil entwickelt hat, bei einer Zukunftstechnologie hinterher hinkt. Während die Japaner und die Franzosen schon jetzt alltagstaugliche Elektroautos auf den Markt bringen, beginnen die deutschen Hersteller so allmählich serienreife Modelle mit Elektroantrieb zu verkaufen.
Wenn ich mir die Bilder der Megametropolen dieser Welt ansehe, wenn ich weiß, unter welchen Problemen der Luftverschmutzung diese Großurbanisationen leiden, in Peking, Neu-Dheli oder auch Sao Paulo, in London und auch in deutschen Großstädten werden schon Benutzungsplaketten ausgeben, um so der verpesteten Luft entgegenzuwirken, dann weiß ich auch, dass der Elektromotor einen Siegeszug im Mobilitätswesen antreten muss und dass es ein Riesengeschäft werden wird. Ähnliche Zukunftschancen hat wohl nur noch der Antrieb mit Wasserstoff. Dies aber ist Zukunftsmusik.
Bei allen Überlegungen ist ein Faktor besonders  entscheidend und gipfelt immer wieder in der Frage: Zu welchem Preis lassen sich diese neuen Technologien bewerkstelligen? Dabei handelt es sich um den mit Abstand wichtigsten Faktor, denn alles muss zu vermarkten sein. Die Preise heutzutage für Autos sind eh ins Astronomische gestiegen. Fast 40 Tausend Euro für einen gut ausgestatteten Golf  ist keine Ausnahme und wahrlich kein Pappenstiel.
Vor 25 Jahren musste man für einen Mercedes 300 SE  Vollausstattung  42 Tausend DM den Herren der Niederlassung überweisen, auch schon sehr viel Geld, aber man bekam auch  einen wirklich akzeptablen Gegenwert. Hieran mag man ebenfalls feststellen, wie sich die Achse verschoben hat. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch einmal an den Umtauschkurs von der D-Mark  zum Euro erinnern. Ein Euro kostete „round about“ 1,96 DM  und auch heute gibt es immer noch für eine D- Mark einen Betrag von 0,51 Euro bei der Bundesbank falls man erst jetzt Opas Geldkatze unter dem Dielenboden findet.
Als Nachtrag zur stattfindenden IAA in Frankfurt und dem kraftvollen Auftreten dieser Branche möchte ich selbstverständlich noch erwähnen, was einige fachkundige Analysten im Zuge der Messeberichterstattung lakonisch festgestellt haben: Die Firmen haben sich zuletzt eine goldene Nase verdient.
Aber, aber, aber unkt es aus der Fachwelt, schwarze Wolken am Konjunkturhimmel, keinerlei Zuwächse im kommenden Jahr, Stagnation, vielleicht sogar Rezession. Warten wir es ab. Entscheidend ist, wie stark die europäische Schuldenkrise auf die Realwirtschaft durchschlägt, wie viele faule Kredite noch immer bei den Banken schlummern, wie drohende Staatspleiten  der bekannten Länden gemanagt werden können.
Die Eurobonds grüßen schon einmal aus Brüssel herüber und wie viel Bereitschaft  bei den einzelnen Regierungen weltweit vorhanden ist, sinnvolle Einsparungen zu tätigen, ist Teil der Bewältigungsstrategie.
Dabei wird es darauf ankommen, die Lasten der Staatsfinanzierungen ausgewogener zu verteilen, d.h. diejenigen, die mehr haben zu bitten, auch mehr zu geben. Es soll ja auch in Deutschland Initiativen seitens sehr vermögender Menschen geben, von sich aus dem Staat bei der Bewältigung der enormen Schuldenlast unter die Arme zu greifen.
Selbst China zeigt Bereitschaft, so in dieser Woche vernommen auf einem Wirtschaftsforum in einer chinesischen Stadt und nicht etwa im bekannten Tagungsort Davos, wo üblicherweise Staatslenker und Industriebosse Zukunftsszenarien entwerfen, China will unter gewissen Bedingungen, (Öffnung der europäischen Märkte, Transfers neuester westlicher Technologien, alles sehr schlau) den europäischen Ländern helfen, indem sie deren Staatsanleihen kaufen. Sie müssen ihre Finanzreserven von mehr als drei Billionen Dollar gewinnbringend anlegen. Schon heute  sind sie der größte Devisengeber, sprich größte Gläubiger der Vereinigten Staaten.
Welch` eine Achsverschiebung.  Noch vor wenigen Jahrzehnten das arme Riesenreich, wobei Millionen von Chinesen, speziell auf dem Land, immer noch bettelarm sind. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die besagt, dass das pro Kopfvermögen bei einem Einwohner Chinas 2.000 Dollar beträgt, während ein Schwede mit 60.000 Dollar errechnet wurde, bezogen auf das jeweilige Staatsvermögen.
So werden jetzt vielleicht die Europäer von den Chinesen finanziert, was natürlich auch wieder einen wirtschaftlichen Hintergrund hat, denn wenn wir Europäer pleitegehen, wohin dann mit den chinesischen Produkten, wer kauft ihnen diese Riesenkapazitäten ab?
Ich erinnere mich, dass wir bis vor kurzem noch Entwicklungsgelder an das Reich der Mitte überwiesen haben. Es würde mich nicht wundern, wenn das immer noch geschehen würde. Dies würde  dann aus einer Achsverschiebung eine kuriose Achsverschiebung machen, denn kurios ist eh schon, dass aufgrund der großen Nachfrage aus China, der Subskriptionspreis für den letzten Jahrgang des Premier Grand Cru  Classé   von Chateau Lafite auf über 600 Euro pro Flasche gestiegen ist. Der neue chinesische Geldadel vergöttert die „Großen Gewächse“ aus Bordeaux. Sie sind der ideale Maßstab zu zeigen, dass man es geschafft hat.
Natürlich, und da schließt sich der Kreis wieder, gehören deutsche Luxuskarossen unbedingt auch dazu. Viele begeisterte Begüterte kommen deshalb schon einmal nach Frankfurt geflogen, um sich schon einmal   Appetit für den nächsten Autokauf in ihrem heimischen Autosalon zu holen. Dabei wird es wohl nicht mehr lange dauern, dass selbst die deutschen Spitzenautomobile im Reich der Mitte entwickelt und produziert werden, die Achsverschiebung wird dafür sorgen.

Peter J. König

Samstagskolumne Peter Jakob König, 10. September 2011

Mal wieder das liebe Geld!
In dieser Woche fand die Aussprache über den Bundeshaushalt 2012 im Bundestag statt. Finanzminister Schäuble hat nicht ohne einen gewissen Stolz dargelegt, dass die Neuverschuldung geringer ausfällt, die Mastricht-Kriterien eingehalten werden und die Regierung die Lage im Griff habe, der Euro stabil sei und die überschuldeten Länder  in der Eurozone, speziell Griechenland, mit der härtesten Maßnahme rechnen müssen, die die Regierungen der Euroländer durchführen können, die nächste Auszahlungstranche aus dem Rettungsschirm, sie soll Ende September kommen, zu verweigern. Die Folge allerdings wäre, dass Griechenland pleite ist, aus dem gemeinsamen Währungsverbund aussteigen müsste, mit unübersehbaren Folgen für Griechenland selbst, aber auch für alle anderen Länder der Eurozone.
Der Minister gab sich überzeugt, Einwürfe der Opposition begegnete er scharfzüngig, wobei er Peer Steinbrück, dem ehemaligen Finanzminister der großen  Koalition, führendes SPD-Mitglied und bestimmt ein ausgewiesener Kenner dieser schwierigen Materie, ungebührendes Benehmen vorwarf, wo dieser doch als Kanzlerkandidat der SPD bei der nächsten Bundestagswahl antreten würde.
Es war einmal wieder, wie immer, eine schöne Politshow, mit den entsprechenden Protagonisten, nicht zu vergessen Greogor Gysi , brillant als Redner, stimmig in seiner Argumentation, volksnah, da einfach und verständlich, aber leider nur sehr vordergründig, da nur parolenhaft und selten praktikabel. Alles klingt so einfach und plausibel, leider aber nur in der Theorie. In der Praxis sieht der Gysische Königsweg allerdings anders aus. Da bestimmen Sachzwänge, längerfristige Überzeugungen, interstaatliche Abhängigkeit, sei es durch bi- oder multilaterale Verträge oder wirtschaftliche Notwendigkeiten, den Lauf der Realpolitik. Doch ich muss zugeben, ich höre Herrn Gysi immer gerne zu. Er ist ein kurzweiliger Redner. Seine Rhetorikschule wäre für so manchen Minister oder Abgeordneten eine Bereicherung, aber letztendlich kommt es auf die Inhalte an.
Dazu gibt es allerdings einige wesentliche Fakten, die bei solch einer Debatte nicht erwähnt werden, weder von der Regierung und von den Parteien, die sie bilden, noch von der Opposition.
Fakt ist nämlich, dass der Schuldenstand pro Kopf in Deutschland momentan 24.500 Euro beträgt, soll heißen, ob Säugling, Greis oder jeder andere Bürger, wir sind alle in dieser Höhe mit Staatsschulden belastet. Dazu kommt noch einmal ein Bürgschaftsvolumen von 3.600 Euro, ebenfalls pro Einwohner der Bundesrepublik Deutschland. Es sind astronomische Summen, die da zusammenkommen. Wie soll das jemals zurückgezahlt werden, zumal die Zinsen, die dafür anfallen, mittlerweile den zweitgrößten Posten im Bundeshaushalt ausmachen.
Wir stecken quasi in der Zinsfalle. Nach den Sozialausgaben, größter Posten im Haushalt, werden etwa 80 Milliarden allein  an Zinsen für die Verschuldung veranschlagt. Natürlich taucht dabei die Frage auf: Wer verdient denn durch diese Zinsen oder durch den Rettungsschirm, mit dessen Einbehaltung Minister Schäuble so medienwirksam in Richtung Griechenland wedelte. Antwort:  Die Banken, nicht zuletzt die Deutsche Bank, die durch eine Tochtergesellschaft bei der Immobilienkrise in den USA kräftig mit gemischt haben soll,  jedenfalls ist sie  in dieser Woche von den amerikanischen Aufsichtsbehörden zu einer Milliardenklage vor Gericht gezogen worden.
Es ist undurchsichtig, das Geschäft mit den Finanzen. Die Finanzindustrie verdient Unsummen, die Allgemeinheit zahlt, der Bürger staunt, aber allmählich kommt Unruhe auf, bei diesen schwindelerregenden Zahlen. Dazu  gesellt sich die fehlende Transparenz für den finanzpolitischen Laien, ja selbst für den engagierten Beobachter gibt es kein Durchblicken mehr.
Folge: Angst vor der Zukunft, mangelndes Vertrauen in die Politik,  Politikverweigerung. Alles dieses ist nicht unproblematisch für die Demokratie. So passiert es auch, dass die Rechtsradikalen mit 6% in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern einziehen und die Liberalen von der Bildfläche verschwinden. Dabei  möchte ich als ehemaliges FDP-Mitglied,  selbst einige Jahre in einem Kreisvorstand aktiv,  ganz offen sagen,  dass diese Partei in der jetzigen Form komplett abgewirtschaftet hat.
Liberalität, demokratische Grundrechte, individuelle Stärke zum Wohle der Gemeinschaft, alle diese Eigenschaften, die die FDP einmal vertreten hat,  außenpolitisches Gespür zum Erfolg unseres Landes, alles das ist auf der Strecke geblieben.
Zum Schluss bleiben nur noch Machtgezänk und die dumpfe Parole zur Steuersenkung. So kann sich eine ehemals wichtige Partei selbst zerlegen, so gehört sie nicht mehr zu dem, was in unserem Land wählbar ist. Die Gedanken und Ziele, die einst diese Partei ausmachten, sind jedoch  aktueller den je. Ein radikaler Neuanfang muss her.
Und nun noch ein paar Fakten und Zahlen, die mich diese Woche besonders alarmiert haben. Seit einiger Zeit gibt es in der Bevölkerung Menschen, die sich zur  Aufgabe gemacht haben, gegen das Vernichten von durchaus brauchbaren Lebensmitteln zu Felde zu ziehen. Dabei entstand eine mittlerweile immer größer werdenden Aktion “Watch the waste“. Sinn dieser Aktivität ist der Erhalt von Lebensmitteln, die nicht verbraucht oder nicht verkauft, einfach auf den Müll geworfen werden, anstelle sie einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Beachtliche  Erfolge zeigen sich dabei durch die Bewegung der „Tafeln“.
„Tafeln“ sind Einrichtungen, die von privaten Helfern organisiert, Menschen, die sich kein vernünftiges Essen mehr leisten können, ein solches zu ermöglichen. Die Lebensmittel stammen dabei oft von Supermärkten, Unternehmen der Lebensmittelindustrie, oder auch von Privatpersonen. Diese Produkte wurde nicht verkauft oder sie wurden überproduziert. Sinnvoll ist es, diese Nahrung den Bedürftigen zukommen zu lassen, anstatt sie einfach zu entsorgen. Mittlerweile gibt es viele Tafeln landauf, landab.
Ergänzend dazu folgende Informationen: Weltweit werden etwa 35%  aller produzierten Lebensmittel weggeworfen. In Deutschland sind  es über 50%. Man hat errechnet, dass der Hunger in der Welt besiegt werden könnte, wenn man diese Nahrungsmittel nicht einfach auf den Müll werfen würde, sondern sie den Hungernden dieser Welt zur Verfügung stellt. Ich weiß, dass dieses Unterfangen nicht so einfach ist, wie hier dargestellt, denn es gibt Bedingungen, die schwierig zu überwinden sind, um ein solches Vorhaben in die Praxis umzusetzen.
Wir erleben es momentan am Horn von Afrika in Somalia, wo etwa 800 000 Menschen vom Hungertod bedroht sind. Bringen wir also die Überproduktionen zu diesen armen Menschen. Leider ist dieses nicht so einfach möglich, denn die islamischen Rebellengruppen lassen dies nicht zu, es passt nicht in ihre Ideologie. So gibt es weltweit viele Sachzwänge, die einfache Hilfe nicht möglich macht, weil die Egoismen der Herrschenden, den elementaren Notwendigkeiten der Hungernden entgegenstehen.
Auch bei den internationalen Hilfsorganisationen sollen Konkurrenzdenken und andere Motive nicht humanistischer Natur gelegentlich hinderlich sein.
Trotz allem müssen wir umdenken, es ist unsere Pflicht, gegen die größten Widerstände alles zu unternehmen, um diesen Globus menschlicher zu machen. Letztendlich tun wir es ja für uns selbst.

Peter J. König 

Samstagskolumne Peter König, 3. September 2011

11. September 2001 – 11. September 2011: 10 Jahre offener Kulturkrieg?
In wenigen Tagen gilt es ein  Ereignis zu erinnern, das sich zum 10. Male jährt, das an Leid und Verzweiflung kaum zu überbieten ist und das ein Novum in der medialen Welt darstellt, der gezielte Flugzeugabsturz auf die „Twin-Towers“, dem  World- Trade-Center, einst gelegen im Bankenviertel von New York, im südlichen Teil Manhattans.
An diesem 11. September 2001, etwa zwischen 9 und 10 Uhr Ortszeit, haben al Qaida-Terroristen   die beiden Zwillingstürme mit Verkehrsflugzeugen angegriffen, die sie vorher in einer konzertierten Aktion nach dem Start in Boston gekapert hatten. Nachdem sie auf dramatische Weise die Führung dieser beider Flugzeuge übernommen hatten, flogen sie in einem Abstand von etwa einer Stunde nacheinander in die imposanten Hochhäuser.
Ich selbst habe öfters auf der Aussichtsplattform eines der Gebäude gestanden.  Welch`   gigantischer Ausblick auf die Weltmetropole New York, doch auch, welche Distanz zu „Level Zero“, dem festen Boden, dessen Nähe man eigentlich nicht vermisst, wenn man Wolkenkratzer besteigt, und wenn keine Bedrohung aus der Luft in einem Bruchteil von Sekunden Bedingungen entstehen lässt, die in einem tödlichen Inferno enden.
Jedoch weshalb haben sich diese „islamischen Gotteskrieger“, wie sie sich selbst bezeichnen, gerade das World- Trade- Center und nicht etwa die Freiheitsstatue, nur geringe Distanz entfernt im Hudson River gelegen, als Zielobjekt ihres Hasses ausgesucht?
Es mag unterschiedliche Gründe technischer Natur dafür geben, gewiss ist aber, dass die Symbolkraft dieser alles überragenden Gebäude der wahre Grund dieser Attacke, Amerikaner sprechen von einem Kriegsüberfall auf ihr Land, darstellt. Kein Gebäude in der westlichen Welt hat so den Kapitalismus, so die wirtschaftliche Überlegenheit des Westens, speziell der Amerikaner, symbolisiert wie das World-Trade-Center.
Dieses zu vernichten, dabei abertausende  von unschuldigen Menschen mit in den Tod zu reißen, ungeachtet des eigenen Lebens, war Ziel dieser einzigartigen terroristischen Aktion. Welch` ein perfider Plan!
Ziel all dieser Aktionen von Osama bin Laden  und seiner Mudschahidin  sollte die wirtschaftliche Schwächung der westlichen Wirtschaftsordnung sein. Durch lang anhaltenden Terrorismus und die damit verbundenen Komplikationen des wirtschaftlichen Kreislaufes, sollte  letztendlich der Schutz dieses Gefüges so unendliche Kosten verursachen, dass die Wirtschaft jegliche Rentabilität verliert und langsam ausblutet.
Terroristische Ereignisse, die diesem Ziel dienen sollten, haben wir zu Genüge beklagen müssen, etwa in Madrid, auf Bali oder in Tunesien, um nur einige Terroraktionen zu nennen. Wir in Deutschland hatten dabei bislang sehr viel Glück, denn Versuche, auch bei uns durch tödliche Bombenanschläge die Gesellschaft zu destabilisieren, hat es ebenfalls gegeben. Die Bomben sind Gott sei Dank nicht explodiert, oder die Aktivitäten dieser „Irren“ wurden frühzeitig entdeckt und man konnte sie aus dem Verkehr ziehen. Ob das beim nächsten Mal auch so sein wird, ist allerdings fraglich.
Zurück zum 11. September 2001. Ich erinnere mich noch genau, es war nach 9 Uhr, als ich auf dem Weg in mein Büro, im Autoradio durch die Sondermeldung geschockt wurde, ein Flugzeug sei in einen Turm des World Trade Center geflogen, man wisse noch nichts Genaues, weitere Meldungen würden unmittelbar folgen.
Im Büro angekommen, schaltete ich sofort den Fernseher ein, um mich durch CNN zu informieren. Beim ersten Bild  überkam mich Eiseskälte, aber auch eine Ungläubigkeit, ja ich zweifelte sogar an der Realität dieser Bilder, die aus einem Hubschrauber kommen sollten, der in gebührendem Abstand über Süd- Manhattan kreiste.
Eines der Gebäude war getroffen, etwa in Dreiviertelhöhe. Schwarze Rauchsäulen stiegen aus einem Loch, das einer klaffenden Wunde ähnelte. Die Stockwerke ober- und unterhalb dieser Öffnung schienen intakt zu sein. Der zweite Turm war unbeschädigt. Ich saß völlig erstarrt vor den Fernsehbildern. Erinnerungen schossen mir durch den Kopf, wie ich immer einmal wieder, wenn ich in New York war, bei schönem Wetter mich hoch auf die Außenplattform katapultieren ließ. Die Aufzüge waren mit die schnellsten, weltweit.
Oben auf dem Dach von New York konnte man die riesigen Ausmaße von Manhattan, einst als Siedlung von Indianern gegründet und danach von den ersten weißen Siedlern als Handelsstützpunkt ausgebaut, mit bloßem Auge erkennen, links Hudson- rechts East River und den Stadtteil Queens. Jenseits des Hudson-Rivers weiter nördlich, beginnt das grüne Connecticut, Natur pur, im Gegensatz zur Betonwüste Manhattans. Irgendwie fühlte man sich entrückt, hier oben an diesem windigen Platz.
Aber diese Bilder jetzt, das gibt es nicht, muss wohl doch  etwas aus der Küche Hollywoods sein. Die Aufnahmen, die jetzt auch von Kamerateams zu Füßen der „Tower“ gemacht wurden, begannen allmählich das Ausmaß der Geschehnisse zu dokumentieren. Feuerwehrzüge fuhren ununterbrochen auf die Plattform zwischen den beiden Türmen, Menschen strömten aus dem Gebäude, das Schicksal vieler Unschuldiger nahm seinen Lauf. Doch das Inferno sollte sich noch steigern, zunächst indem auch der zweite Turm von einem Flugzeug getroffen wurde, ich habe es live im Fernsehen verfolgt, irgendwie benommen und doch unmittelbar visuell dabei.
Dann immer mehr Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven rund um die verwundeten Türme.   Die Menschen, die versuchten, aus den Stockwerken oberhalb der Einschlagstellen mit weißen Tüchern durch die schmalen Öffnungen der Fenster winkend, in ihrer höchsten Not auf sich aufmerksam zu machen, und die armen Geschöpfe, die letztendlich  keinen Ausweg mehr aus dieser Apokalypse sehen konnten und den Freitod wählten, indem sie in die Tiefe sprangen. Es müssen Hunderte gewesen sein.
Ich sah es und war sinnentleert, unfähig mich von dem Bildschirm zu entfernen. Bei dem Gedanken mich in die Lage dieser Verlorenen zu versetzen, überkam mich das kalte Grausen. Dabei war das vernichtende Ende noch gar nicht eingetreten. Das kam nach wenigen Stunden, als ein Turm nach dem anderen plötzlich in sich zusammensackte, und dieser riesige Trümmerhaufen von einem überdimensionalen Staubkokon eingehüllt wurde. Die Menschen flüchteten in alle Richtungen, weg von der Stelle des Desasters, und wurden doch von der Staubwalze eingeholt. Das Schicksal hatte zugeschlagen, die Terroristen hatten ihre Ziele erreicht.
Von diesem Zeitpunkt an war die Welt eine andere geworden. Das scheinbar unbesiegbare Amerika war im Mark getroffen, zutiefst verunsichert und traumatisiert. Eine Illusion war zerplatzt, die Illusion nämlich, dass nach dem Untergang der Sowjetunion und damit verbunden die Vorstellung, dass Amerika als einzig verbliebene Supermacht, das alleinige Sagen auf diesem Globus haben würde, diese Vereinigten Staaten unantastbar sind. Man wurde eines Besseren belehrt, auf eine grausame, barbarische Weise.
Danach rief George W. Bush den Krieg gegen den Terrorismus aus. Er marschierte in Afghanistan und im Irak ein und errichtete Gefangenenlager  wie  Abu ghraib und Guantanamo. Er verschrieb sich dem Kampf gegen das „Böse“.
Doch was ist  das „Böse“?  Wie und warum entsteht das Böse?  Ist es die reine Mordlust, die die jungen Menschen in die Arme von al Qaida treibt?
Nicht nur junge Männer aus rückständigen arabischen Staaten mit existierenden Feudalgesellschaften, wie z.B. Pakistan, Afghanistan  oder Jemen, wo gut ausgebildete junge Menschen den Verheißungen der Islamisten folgen und in den "Heiligen Krieg" ziehen, sondern auch in westlichen Gesellschaften glauben "Berufene",  bei der Beendigung der Unterdrückung arabischer Staaten durch die westlich dekadente Gesellschaft, mithelfen zu müssen. Die Motive all dieser Glaubensbrüder sind wohl sehr unterschiedlich und oftmals nicht ergründbar.
Fakt aber ist, dass das Wohlstandsgefälle auf unserer Erde gewaltig ist und immer mehr zunimmt. Zwar entstehen in einigen Ländern neue Mittelschichten, wo noch vor wenigen Jahrzehnten, wie in China z.B. durch den Maoismus die pure Gleichmacherei herrschte, die staatliche Planwirtschaft eine individuelle  wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich war. Entsprechend in Indien oder Brasilien, wo die Menschen keine Aufstiegschancen hatten, da der Reichtum für einige Wenige vorbehalten war.
In diesen Ländern entwickeln sich die tragenden Säulen einer freien Volkswirtschaft und damit auch die politische Gewichtung innerhalb der Völkergemeinschaft. Nicht umsonst begehrt Indien und Brasilien neben Deutschland  einen ständigen Sitz im UN- Sicherheitsrat. Diese Staaten sind jedoch Ausnahmen im Kreise der Vereinten Nationen. 
Den allermeisten Staaten, besonders in Afrika, Mittel- und Südamerika, geht es schlecht. Dort bereichern sich einige wenige Blutsauger maßlos, denn oftmals sind diese Staaten reich an Bodenschätzen. Bei einer fairen Verteilung der Ressourcen, hätten auch diese Länder ein großes Entwicklungspotential. Aber wie immer ist es die Gier Einzelner, die die Möglichkeit des Aufstiegs aller unterbindet.
Wobei wir jetzt endgültig bei der Ursache alles Bösen sind,  bei der Gier nach Geld und Reichtum.  Beileibe bin ich nicht derjenige, der nicht weiß, das Geld eine wichtige Triebfeder für den Aufbau  von Wohlstand und Sicherheit des einzelnen Menschen ist. Ich weiß aber auch, dass das Individuum das Geld beherrschen muss und  nicht umgekehrt das Geld das Individuum.  Ist erst einmal die falsche Abhängigkeit vorhanden, dann nimmt das Böse seinen Lauf. Leider musste ich in meiner eigenen Familie genau diesen seelenlosen Zustand erleben. Doch wie in einer Familie entwickelt sich auch das Böse innerhalb der Staaten untereinander.
Über Jahrtausende haben sich Völker überfallen, bekriegt und annektiert. Schon in der menschlichen Ur-Epoche als die Entwicklung  vom Homo erectus zum Homo sapiens, also vom reinen Sammler zum Mensch, der dank seiner weiterentwickelten geistigen Fähigkeit in der Lage war, Werkzeuge zu entwickeln und damit seine Lebensbedingungen zu verbessern, ging es darum, die eigenen Voraussetzungen auf Kosten von anderen  zu maximieren.
Zuerst war es notwendig die Ernährungssituation dauerhaft zu sichern, mit der Folge, dass dadurch die Zahl der eigenen Stammesmitglieder sprunghaft anstieg, man hatte für mehr Nachkömmlinge gesicherte Nahrungsquellen. Durch die Jahrtausende wiederholte sich dieses Spiel ständig und es ging nicht mehr nur um den reinen Existenzkampf. Die Gier hatte Einzug gehalten. Der Neid führte dazu, dem anderen etwas wegzunehmen, wenn man es vermeintlich selbst nicht hatte.
Noch heute oder vielleicht gerade heute leben die Industriestaaten auf Kosten der unterentwickelten Länder, denn sie kassieren ihre Rohstoffe, um damit ihren eigenen Lebensstandard zu verbessern oder zu erhalten. Interessant ist dabei  die aktuelle Entwicklung zweier Staaten des Nahen Ostens, nämlich Libyens  und Syriens. Beide wurden angemahnt, die Grundrechte der Menschen in diesen Ländern einzuhalten, d.h. sie nicht umzubringen, weil sie ihre Despoten loswerden wollen, um demokratische Strukturen einzufordern. In Libyen hat man schnell eine militärische Lösung gefunden,  allerdings nicht allein um Gaddafi  loszuwerden, nein, man wollte sich auch die enormen Öl- und Gasvorkommen sichern. Syrien besitzt kaum solche Bodenschätze, deshalb ist das Engagement zur Demokratisierung eher halbherzig.
Zum Schluss möchte ich noch eine Möglichkeit erörtern, die zwar jetzt wie eine reine Utopie klingt, um die wir aber letztendlich schon aus Vernunftsgründen nicht herumkommen. Die Staatengemeinschaft muss es schaffen, eine globale Regierungsform zu entwickeln. Ansätze dazu gibt es ja durch die UNO mit ihren Unterorganisationen. Erst wenn dieses rechtlich bindend geschafft ist, haben alle Menschen auf diesem Planeten eine faire Chance zu existieren.
Keine Kriege um Ressourcen, keine Verteilungskämpfe, keine Despoten, die blutrünstig  aus reiner Verschwendungssucht die Existenz von Millionen von Menschen gefährden, und kein Verlust durch sinnlose Zerstörung.  Welche Effekte werden dadurch freigesetzt, zum Wohle des Einzelnen und zum Wohle aller.
Dann wird es auch keinen Kampf der Kulturen mehr geben. Der 11.September 2001  wird nur noch eine mahnende Erinnerung an das „Böse“ sein, eine immerwährende Aufforderung an die Menschheit, positiv und fair miteinander umzugehen.   Der Blick von der Aussichtsplattform  der neu erbauten Türme auf  "Ground Zero" wird nicht belastet sein durch die Frage: Wird es jemals wieder zu solch einer menschlichen Tragödie kommen? Nein, wir werden  nur noch diese aufregende, pulsierende, niemals schlafende Stadt wahrnehmen, mit den engen Straßenschluchten, dem verwirrenden Verkehrsgewühl und der sommerlichen Hitze. All diesem kann man aber leicht entfliehen, mit einem kurzen Sprung über den Hudson und man ist in Connecticut, wo das andere Amerika beginnt.  

Peter J. König