Samstagskolumne Peter J. König, 3.12.2011

Trifft uns die Kanonenkugel unvorbereitet?
Bevor wir in die tatsächlichen Problemfelder unserer Tage einsteigen, ich möchte da die Klimakonferenz in Durban/Südafrika und ein weiteres Mal die Entwicklung in der Staatsfinanzkrise nennen, gestatten Sie mir noch eine kleine Nachbetrachtung zu dem alles beherrschenden Thema der letzten Woche: die Rückkehr zu Guttenbergs.
Die Medien haben sich überschlagen, jeder wollte zu diesem Thema etwas beitragen. Als seriös gepriesene Talk-Shows im Ersten und Zweiten, Will  und Illner spekulierten um die Befindlichkeiten des aufmüpfigen Heimkehrers.
Alles in allem wurde viel hohle Luft geblasen, alle wollten ein Stück des Medienkuchens abhaben und haben zwangsläufig den Kessel damit angeheizt. Man muss hier von einem sich selbst nährenden Feuer sprechen.
Und die Inhalte solcher medialen Beiträge?
Eher dünn, spekulativ und bisweilen heiter vergnügt, wie bei Frau Illner, wo die Diskutanten ihre Geistesblitze zuweilen doch sehr ins Humoreske gesteigert haben, kurzweilig bestimmt, besonders für Zuhörer die feine Ironie hinter gewichtigen Worten herauszuhören  vermögen. Politisch jedoch kam wenig dabei herum.
Und doch wagte keiner dieser Politauguren zu sagen, worum es tatsächlich geht. Angeblich sollen Umfragen ergeben, dass 50% der Bevölkerung Herrn zu Guttenberg zurückhaben möchten, ja dass er in der K(anzler)-Frage zukünftig ein gewichtiges Wort mitsprechen solle.
Wenn dem so ist, dann hat das nichts mehr mit Politik zu tun, oder sagen wir es besser, es sind nicht die politischen Gründe, die hierbei  eine Rolle spielen, nein, das Volk wünscht sich wieder die Monarchie zurück, einen neuen Kaiser oder einen König vielleicht. Neuer Glanz in alten Schlössern, ebenbürtig mit England, Dänemark oder Schweden, etwas zu dem man hinaufschauen kann, etwas das leuchtet, das strahlt und immer patriarchalische Zuversicht verbreitet. Dieses fehlt dem geschundenen Volk, gebeutelt von Finanzkrisen, Staatskrisen und Eurokrisen, da kann Frau Merkel trotz allen Bemühens, kein Verzücken bei den Menschen hervorzaubern. Hier fehlt ein echter Strahlemann.
Endgültig  mit diesem Thema abschließend, möchte ich noch auf eine wirklich gelungene Karikatur in der FAZ von Freitag, dem 2.12.2011 hinweisen: Der Baron kommt auf einer Kugel dahergeflogen und setzt zur Landung auf dem Franz- Josef-Strauß-Airport in München/Erding an und der Text dazu lautet: “Deutschland aus dem Häuschen: Guttenberg kehrt aus Amerika zurück.“ Besser kann man dies in Bildsprache nicht ausdrücken. Damit ist wirklich alles Wesentliche gesagt.
In Durban/Südafrika findet z.Z. die Weltklimakonferenz statt. Es geht um die Eindämmung, des CO  2 Ausstoßes weltweit, es geht um die Rettung der Ozonschicht,  es geht um die  Erderwärmung und die damit verbundene Klimaveränderung, nebst negativer Folgen.
Leider ist schon jetzt abzusehen, dass man sich wieder einmal nicht auf ein gemeinsames Ziel, nämlich eine drastische Verringerung des CO 2 Ausstoßes einigen kann. Die größten Luftverpester, nämlich die USA und China weigern sich seit Jahrzehnten beharrlich, überhaupt irgendwelche Verträge dieser Art zu unterzeichnen. Immerhin verursachen diese beiden Staaten zusammen zumindest 25% des Gesamtausstoßes an CO 2. Derweil schmelzen die Polkappen weiter ab. Am Nordpol entstehen Passagen, wo heutzutage während der Sommermonate Schiffsdurchquerungen möglich sind, die vor 20 oder 30 Jahren undenkbar waren, da alles auch im Sommer noch aus einem geschlossenen Eispanzer bestand. Eisbären u.a. arktische Tierarten werden ihrer natürlichen Lebensräume beraubt. Die Folge: der Wasserspiegel der Weltmeere steigt und einigen Staaten der Südsee steht dieses Wasser buchstäblich bis zum Hals.
Händeringend bitten sie auf Umweltkonferenzen, doch auch bei der UNO-Vollversammlung in New York, die Welt möge sich dieses, für sie vernichtenden Problems annehmen. Leider müssen sie immer wieder unverrichteter Dinge in ihrer untergehenden Südseeparadiese zurückkehren.
Eine Bemerkung möchte ich noch zu dem aktuellen Treffen in Durban machen. Insgesamt 15 000 Delegierte sind nach Südafrika angereist und zwar alle mit dem Flugzeug. Sie werden tagelang zu den einzelnen Veranstaltungen hin und her gekarrt. Welch ein enormer Ausstoß an CO 2 !
Dabei stellt sich die Frage, ob man alles auch in kleinerem Rahmen hätte gestalten können, der Umwelt zuliebe.
Oder geht es den Teilnehmern vielleicht gar nicht so sehr um den Erhalt des Planeten Erde und seiner natürlichen Bedingungen, sondern sind die meisten von Ihnen vielleicht nur privilegierte Staatsdiener, die auf Kosten ihrer Länder zu einem spektakulären Event anreisen, um so unter ihres Gleichen einige Tage zu verbringen.
Dies wäre ein weiterer Frevel an der Umwelt.
Man kann nur hoffen, dass das Gros der Delegierten mit guten Absichten angereist ist und dass die Gespräche sie darin bestärken, dass Umdenken allein schon lange nicht mehr hilft, sondern das jetzt dringend Taten folgen müssen, von allen Staaten, besonders der hochtechnisierten.
Dabei dürfen die Brandrodungen nicht vergessen werden, in Brasilien, in Indonesien und in einigen afrikanischen Staaten. Dort werden die Lungen der Erde vernichtet. Und weshalb? Weil wieder mal die Gier ihr Unwesen treibt. Es geht um Profit. Große Konzerne versuchen rücksichtslos ihre Gewinnmargen nach oben zu treiben, alles wie gehabt.
Und so kommen wir nahtlos zur Finanzkrise und ihrer Bewältigung.
Nachdem die Notenbanken einiger Länder im Laufe der Woche konzertiert beschlossen haben, die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld uneingeschränkt zu gewährleisten, drehten die Börsen der wichtigsten Industrienationen abrupt und sprangen teilweise über 5% nach oben, nachdem sie zuvor tagelang ins Minus gegangen waren. Diese Aktion der Notenbanken war notwendig geworden, da das Vertrauen der Banken untereinander gegen Null tendierte.
Kein Institut wollte einem anderen Geld leihen, der Kreislauf drohte zum Erliegen zu kommen, alles schon einmal dagewesen, wie nach der Lehmann-Pleite.
Die Banken haben ihr Geld über Nacht lieber bei der Zentralbank deponiert, zu einem weitaus schlechteren Zinssatz, als  es an andere Banken zu besseren Konditionen zu verleihen.
Doch das Vertrauen in die Zukunft währte nicht lange. Nach einem kurzen Aufbäumen sind die Kurse erneut in den Keller gefahren. Misstrauen allenthalben.
Wie wird es weiter  gehen mit der Konjunktur?
China meldet einen Rückgang der Wirtschaftsdaten, wobei 7-8% Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt 2012 immer noch traumhafte Margen für westliche Industrieländer wären. Für Deutschland wird ein Wachstum von 1, 5 % prognostiziert und Deutschland steht im Verhältnis zu den anderen europäischen Staaten dabei noch immer sehr gut da.
Zumindest konnten sich im Laufe der Woche Länder wie Frankreich, Spanien und Italien erneut Geld zu sinkenden Kapitalmarktzinsen besorgen, der entscheidende Faktor, ob ein Staat überlebensfähig ist oder in die Insolvenz taumelt.
Griechenland wird die nächste Tranche von 8 Milliarden aus Brüssel erhalten. Der Schuldenschnitt um mindestens 5o% ist für Anfang 2012 vorgesehen. Ein unbedingtes Muss , um Griechenland vor der Pleite zu retten, um den Euro zu stabilisieren.
Gespannt warten wir alle auf die nächste Woche. Dann nämlich möchten Angela Merkel und Nicolas Sarkozy eine gemeinsame Erklärung abgeben, welche wichtigen Schritte noch unternommen werden, um endgültig die Staatsfinanzkrisen der Euroländer in den Griff zu bekommen.
Dabei kristallisiert sich jetzt schon heraus, dass sich die Kanzlerin wohl gegen viele andere europäische Staatslenker durchgesetzt hat und ihren Freund Nicolas mitnehmen konnte. Es soll europaweit konsequent gespart werden. Warten wir es ab.
Schafft es die europäische Politik endlich einen gemeinsamen Lösungsweg zu entwickeln, um den mancherorts drohenden Staatspleiten zu begegnen, oder geht „das Gewurschtel“ einfach nur so weiter?
Wie Sie sehen, wo ist Herr zu Guttenberg?
Wenn man sich in die eigentlichen Problemlagen unserer Zeit begibt, dann merkt man schnell, dass der Herr Baron überhaupt keine maßgebliche Rolle spielt und um im Bild der FAZ zu bleiben,  dann verhält es sich so, dass die Kanonenkugel mit ihrem forschen Reiter nur einmal rund um die Münchner Staatskanzlei und die CSU Zentrale fliegt, um dann in der Unendlichkeit des Boulevards zu verschwinden.
Peter J. König



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