Samstagskolumne Peter J. König 18.10.2014

"Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, da wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben."Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.)

Was wollen uns die Zeichen der Zeit sagen? Wie mit der Anhäufung von Katastrophen und von Menschenhand produzierten Gräueln umgehen, das ist die eigentliche Frage des Hier und Jetzt. Dass irgendwie die Dinge aus dem Ruder laufen, dürfte mittlerweile den meisten von uns klar geworden sein. Und dass dies nicht erst seit gestern passiert, ist auch überwiegend zur Kenntnis genommen worden. Dabei geht es nicht nur um die großen Trauerakte in der Welt, wie Religions-und Bürgerkriege, Okkupation von Fremdterritorien oder auch Unterdrückung von demokratischen Spielregeln und Ausrottung von ganzen Volksstämmen, nein eine schleichende Instabilität beginnt sich auch hierzulande breit zu machen, die für die Zukunft nichts Gutes verspricht Natürlich sind die Ereignisse per se nicht miteinander vergleichbar, wenn man auf der einen Seite die explosionsartige Ausbreitung von Ebola sieht, auf der anderen Seite die Radikalisierung der Streiks im bundesdeutschen Verkehrswesen miterleben darf. Und doch haben alle diese Geschehnisse die gemeinsamen Ursachen, die Grundübel der Menschheit: Gier, Machtbesessenheit, Größenwahn, Selbstüberschätzung, Ausbeutung und Unterdrückung.

Wie weit Ebola mittlerweile in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit vorgedrungen ist, ja sogar wie in den USA eine gewisse Panik ausgelöst hat, zeigt das aktuelle Beispiel des Kreuzfahrtschiffes, das von Texas aus eine Karibikreise angetreten hat. An Bord befand sich eine Mitarbeiterin des Krankenhauses von Houston, in dem ein UN-Mitarbeiter an Ebola gestorben ist und wo durch mangelnde Isolation und Dekontamination zwei Krankenschwestern sich mit dem Ebola-Virus infiziert haben. Da ein Kontakt dieser Personen untereinander nicht ausgeschlossen werden konnte, musste von weiteren Ansteckungsgefahren ausgegangen werden. Die Dame auf dem Schiff wurde in ihrer Kabine eingesperrt, das Kreuzfahrtschiff selbst bekam von den mexikanischen Behörden keine Genehmigung einen Hafen auf der Halbinsel Cozumel anzulaufen und fuhr daraufhin wieder zurück nach Texas, nicht ohne eine gewisse Panik an Bord.

In den USA herrscht eine spürbare Verunsicherung, da selbst die amerikanischen Gesundheitsbehörden zugaben, die Bedrohung durch Ebola nicht genügend Ernst genommen zu haben, um mit wirksamen Methoden sich gegen das Eindringen der Seuche zu wehren. Es ist schon mehr als fahrlässig, wenn die Gesundheitsbehörden dem klinischen Fachpersonal als Vorbereitung auf Ebola raten, sich einmal im Internet darüber schlau zu machen und ansonsten keinerlei Hilfe leisten. Zur Ehrenrettung der Amerikaner muss allerdings auch gesagt werden, dass sie neben Kuba das Land sind, die in Westafrika bisher die größte Hilfe geleistet haben. Über eins müssen wir uns alle klar sein und dies scheint mittlerweile auch in der hohen Politik in Berlin und bei der UNO in New York angekommen zu sein, Ebola ist kein regionales Problem und dies war es nie, wenn man dies auch in den führenden Wirtschaftsnationen bisher so sah. Ebola ist eine Seuche, die die gesamte Menschheit bedroht. Und um es vorweg zu sagen, es wird nicht die letzte Seuchenbedrohung sein, die zukünftig die Welt beschäftigen wird. Doch wo liegt der Grund, warum gerade dieser Ebola-Ausbruch so verheerende Ausmaße angenommen hat, im Gegensatz zu früheren Epidemien?

Es hat allein mit der Tatsache zu tun, dass diese früheren Ausbrüche in sehr abgelegenen und wenig besiedelten Gebieten stattgefunden haben, wo die Menschen relativ isoliert leben, ohne große Reise- und Wanderbewegungen. Dadurch hatte das Virus kaum Ausbreitungsmöglichkeiten und ist in der Folge wieder abgeebbt und verschwunden. Dieses Mal jedoch wurde es durch eine infizierte Person in ein Ballungszentrum in einem westafrikanischen Staat transportiert, wo es sofort sich explosionsartig ausgebreitet hat, ohne dass die Menschen sich der Gefahr bewusst geworden sind. Da unter den westafrikanischen Staaten ein äußerst reger Reiseaustausch stattfindet, die Menschen suchen ständig neue Arbeitsmöglichkeiten über die Grenzen hinweg, hatte das Virus ideale Ausbreitungsbedingungen. Dies sind die natürlichen Voraussetzungen und dies wird auch in Zukunft so stattfinden.

Worüber man jetzt aber unbedingt sprechen muss, sind die medizinische Versorgung, die hygienischen Bedingungen und die Gesundheits-politischen Möglichkeiten, die in diesen Ländern, ja in ganz Afrika herrschen. Wer einmal das Pech hatte, in einem dieser armen Länder in Afrika medizinisch notversorgt werden zu müssen, wird diesen Alptraum nie mehr los. Die Bedingungen sind derart katastrophal, dass natürlich auch dort die Ursache aber auch die Chance liegt, zukünftig positiver mit solchen lebensbedrohenden Ansteckungen umzugehen. Da ja bekanntlich alles mit allem zusammenhängt, wird es höchste Zeit die Kreisläufe zu unterbrechen, die für Epidemien wie Ebola und andere ursächlich sind.

Um die medizinische Versorgung, die Ausbildung von Ärzten und medizinischem Pflegepersonal, der Bau von Krankenhäusern und Krankenstationen flächendeckend auf einen Nenner zu bringen, der es erlaubt, sowohl die jeweiligen Bevölkerungen medizinisch adäquat zu versorgen, als auch präventiv präsent zu sein, bedarf es wirtschaftlicher Anstrengungen, die diese Staaten selbst nicht leisten können. Gründe weshalb gibt es viele, ein Hauptgrund jedoch ist, dass diese Staaten über Jahrhunderte von den Kolonialmächten früher und heute von den multi-nationalen Konzernen ausgebeutet werden. Den Rest erledigen noch korrupte Politiker, die aus den Industriestaaten gezeigt bekommen haben, wie Gier in großem Stil funktioniert. Da bleibt trotz reicher Rohstoffquellen und junger, dynamischer Bevölkerungen für Bildung, Infrastruktur und funktionierender flächendeckender medizinischer Versorgung nichts mehr übrig.

Solange sich Seuchen, Massensterben und Epidemien nur in diesen unterentwickelnden Ländern abgespielt haben, waren diese Katastrophen maximal eine Randnotiz in den Nachrichten wert. Dies hat sich jetzt schlagartig verändert. Auf einmal ist jetzt allen klar, dass Afrika kein ferner Kontinent mehr ist, übrigens auch nicht die Slums in Asien oder in Südamerika. Die weltweite Mobilität hat neue Tatsachen geschaffen. Man bedenke nur welche Transportkapazität einem Virus wie Ebola durch die Armutsbewegungen von Afrika nach Europa über das Mittelmeer zur Verfügung steht. Es ist eh ein Wunder, dass es bisher nicht schon längst zu Verseuchungen in Europa gekommen ist. Ziel um dieses zu verhindern kann aber nicht die Abschottung und die Isolation dieses Kontinentes sein, das würde sowieso nicht funktionieren. Ziel muss es sein, weltweit die Bedingungen zu verändern, die eine Seuche gar nicht erst entstehen lassen, oder sie sofort wirksam zu bekämpfen und einzudämmen, wie dies uns Gesundheitsminister Gröhe für unser Land zugesagt hat und wie es die anderen europäischen Staaten ebenfalls praktizieren.

Wie dringlich die Problematik mittlerweile ist, zeigt die Tatsache, dass die Vereinten Nationen sich mit der Aufstellung einer UN-Gesundheitstruppe befassen, die à la UN-Schutztruppe sofort weltweit einsetzbar ist, wenn der akute Notfall eintritt. Ansonsten ist es aber unbedingt notwendig, dass den Ärmsten der Armen geholfen wird, in ihren Ländern eine funktionierende medizinische Infrastruktur aufzubauen. Es muss klar sein, dass wir damit auch für unsere ureigene Gesundheit Vorsorge treffen, allein dieses müssen uns die Anstrengungen wert sein, die jetzt schnellstens von Nöten sind, um den Kampf gegen Ebola zu gewinnen.

Bleibt zum Schluss dieser Kolumne diese Seuche zu thematisieren, die unser Land bereits unmittelbar getroffen hat, mit akuter Ansteckungsgefahr und immer wiederkehrendem Krankheitspotential. Seit Monaten erlebt Deutschland eine Streikwelle nach der anderen und dies im Wechsel zwischen Piloten der Lufthansa und ihrer Tochtergesellschaft Germanwings, der Vereinigung Cockpit und der Gewerkschaft der Lokführer der DB. Mittlerweile kommt es alle paar Tage zu Streikaktionen der einen oder anderen Spartengewerkschaft. Die Auswirkung auf die Bevölkerung ist dadurch beträchtlich, der Schaden für die Unternehmen astronomisch. Unabhängig von dem verbrieften Streikrecht in unserem Land, muss doch einmal die Frage gestellt werden, ob die Art und die Häufigkeit dieser Streiks noch adäquat und somit zulässig sind.

Es geht bei dieser Fragestellung nicht um juristische Aufarbeitung, das sollen Obergerichte klären, es geht um die Frage der Verhältnismäßigkeit und dies in Hinsicht auf die Gesamtbevölkerung. Es kann grundsätzlich nicht angehen, dass eine Tarifauseinandersetzung zu einer Inhaftnahme einer ganzen Bevölkerung missbraucht wird und auf dem Rücken Millionen von Menschen, Luxusvergütungen aufrecht erhalten werden sollen, so im Fall der Lufthansapiloten oder eine Spartengewerkschaft mit einigen tausend Mitgliedern versucht ihren Herrschaftsbereich über die Lokführer hinaus auf das gesamte Zugpersonal auszudehnen. Die Lohnsteigerung von 5% hat die DB ja eh schon zugesagt, jetzt geht es einzig und allein darum, größte Gewerkschaft bei der Bahn zu werden, denn wenn das neue Gesetz von Frau Nahles unserer Arbeitsministerin erst einmal verabschiedet ist, das bestimmt, das immer nur die stärkste Gewerkschaft in einem Unternehmen beschließen kann, ob ein Streik durchgeführt wird, hat die Lokführergewerkschaft(GDL) schlechte Karten, da sie nicht die Mitglieder-stärkste Vereinigung ist, sich aber dem Votum einer anderen Gewerkschaft beugen müsste, die aber auf Grund des weniger spezialisierten Personals wie die Lokführer keinerlei ähnliche Druckmittel in den Händen hält.

Dies gefällt dem selbstgefälligen Boss der Lokführer überhaupt nicht, der so gerne Interviews gibt und gerne den starken Maxen mimt. Es kann doch nicht angehen, dass er auf der Suche nach neuen Mitgliedern die Mobilität eines ganzen Landes boykottiert und dies mittlerweile zum achten Mal und nächste Woche vermutlich mit einem neunten Streik. Es wird Zeit, dass sich die Bevölkerung massiv zu Wort meldet und solchen Machenschaften das Handwerk gelegt wird, die Politik kann sich nicht immer wegducken und nur Schönwetterparolen verkünden.

Ein Wort noch zu den Piloten, deren Endstufengehalt vor der Pension bis zu 250000.- Euro Jahresgehalt beträgt und die mit 55 aus dem Flugbetrieb ausscheiden, ihr Gehalt bis zum Renteneintritt von der Lufthansa weiter bezahlt bekommen und die sich jetzt weigern erst mit dem 61. Lebensjahr in den Ruhestand zu gehen. Dies ist ein Skandal, gerade im Hinblick auf die Konkurrenzfähigkeit von LH, die sowieso mehr als schwierig ist gegenüber den Fluglinien vom Golf und den immer mächtiger werdenden Billig-Carrier.

Wenn man die Gehälter der LH-Piloten mit anderen europäischen Airlines vergleicht, liegen sie ganz an der Spitze der Tabelle. Zukünftig wird dies in dieser Größenordnung mit einer solchen sozialen Hängematte nicht mehr möglich sein, dafür haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen im kommerziellen Luftverkehr grundsätzlich geändert. Ein archaisches Beharren auf alten, höchst luxuriösen Privilegien auf dem Rücken der Passagiere zeigt ein erstaunliches Maß an Egoismus und Gier und wird dem Vertrauen in die smarten Herren im Cockpit nicht besonders zuträglich sein. Man darf sich nicht wundern, wenn der Service bei der Lufthansa zukünftig immer schlechter werden wird, auch dadurch, dass die Piloten nach 55 weiterhin utopische Ruhegehälter beziehen. Und man darf sich dann auch nicht wundern, wenn die Passagiere speziell auf der lukrativen Langstrecke auf diese Airlines umbuchen, die ihren Kunden wirklich noch etwas zu bieten haben und bitte wundern Sie sich nicht, wenn demnächst auf Ihrem Flug nach Bangkok oder Singapur mit einer Airline vom Golf neben Ihnen ein Lufthansa- Pilot im Ruhestand sitzt, denn auch er will auf einen besonderen Service nicht verzichten.

Peter J. König


P.S. Die DDR schlägt zurück, zunächst demnächst in Thüringen, später dann in Berlin!

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