Samstagskolumne Peter J. König 30.05.2015

Worum es geht? Größtmögliche Transparenz, die Offenlegung aller wirtschaftlichen Aktivitäten und eine demokratische Kontrolle.

Ohne näher auf den aktuellen Fall der #Korruptions-Anschuldigungen von führenden FIFA-Offiziellen und deren Verhaftung durch die Schweizer Staatsanwaltschaft unmittelbar vor Beginn des FIFA-Kongresses in Zürich eingehen zu wollen, ist es doch angezeigt, sich im Zuge dieser Ereignisse einmal generell um weltweite Korruption, sowohl in der Politik, den großen Verbänden, aber auch gewiss in der Wirtschaft zu befassen. 

Dass es sich dabei grundsätzlich um dunkle Machenschaften handelt, die nichts mehr fürchten, als in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden, machen die Vorgänge im "Grand-Hotel Baur au Lac" am Zürichsee schon sehr ungewöhnlich. Natürlich passt zu diesen Verhaftungen, dass sie in einem der besten Hotelpaläste der Welt stattgefunden haben, denn darunter machen es die "Hohen Herrn" dieses "Gemeinnützigen Vereins", wie die #FIFA im Schweizer Vereinsregister eingestuft ist, mit allen steuerlichen Vorteilen, ja nicht. Damit wird dieses Milliarden-schwere Unternehmen steuerlich behandelt wie der kleine Fußballverein von Romanshorn am südlichen Ufer des Bodensees auf Schweizer Seite. 

Überall in der Welt, wo die Führungsriege des Weltfußballverbandes offiziell auftritt, ist gerade das hochherrschaftlichste Ambiente gut genug, damit die Herren ihre Inzenierungen zelebrieren können. Allen voran der Sonnenkönig #Joseph_Blatter, der es in vierzig Jahren in hohen und höchsten Ämtern in dieser Organisation geschafft hat, ein zumindest fragwürdiges System von Abhängigkeiten aufzubauen, das Milliarden generiert, mit diktatorischen Vermarkungsstrategien rund um den #Weltfußball. 

Dass dabei Korruption im Spiel ist, bei mehr als 2/3 der nationalen Verbände, geben selbst die FIFA-Granden zu, zumindest wenn davon auszugehen ist, dass sie nicht selbst begünstigt sind. Grundlage zu all diesen Machenschaften ist die weltweite Begeisterung für die Sportart Fußball, die einst vor weit über hundert Jahren in England entstanden ist, alles andere als eine Beschäftigung der Aristokratie und des reichen Bürgertums. 

#Fußball ist und war Volkssport, hat sich aber über die Zeiten zu einem Phänomen in unserer Gesellschaft entwickelt, das astronomische Summen bewegt, wo es beste Aufstiegschancen und Millionengehälter zu verdienen gibt, und um das heute kein Politiker oder keine Politikerin mehr herum kommt, wenn man die nächsten Wahlen gewinnen will. Die Vermarkungslawine, die mit diesem Sport einhergeht, ist gewaltig. Gewaltig ist auch die Versuchung mit Hilfe von Korruption die Maschinerie gut geölt am Laufen zu halten. Dies bezieht sich nicht nur auf Funktionäre sondern auch auf Politiker, die Interessen haben, Großereignisse in ihren Ländern zu veranstalten, um sich so internationale Reputation zu verschaffen. 

Dem gilt allerdings nicht für den Emir von Quatar oder gar Herrn Putin, hier funktioniert das System eher in umgekehrter Richtung, denn an Geld sind diese beiden Herren eher weniger in diesem Zusammenhang interessiert. Insgesamt handelt es sich um ein überaus undurchsichtiges Geflecht von gegenseitigen Gefälligkeiten, das jetzt die amerikanische Justiz auf den Plan gerufen hat, um für ihren Zuständigkeitsbereich konsequent durchzugreifen. Dabei soll es sich um eine Größenordnung im Bereich Nord-, Mittel- und Südamerika von über 150 Millionen US-Dollar handeln, die in Verbindung mit führenden FIFA-Funktionären eine Rolle gespielt haben. 

Da dieser gigantische Korruptionsfall erst ganz am Anfang einer möglichen Aufklärung steht, der auch von Amerika in die FIFA-Zentrale nach Zürich überschwappen könnte, bleibt es durchaus spannend zu beobachten, ob auf der "weißen Weste" des Sonnengotts Blatter möglicherweise auch dunkle Flecken sich abzeichnen? 

Diesbezüglich sind schon viele Vermutungen angestellt worden, die letztendlich alle im Sande verlaufen, wenn keine Beweise auf den Tisch kommen. Und ob dieses jemals der Fall sein wird, ist ebenfalls fraglich, da bekanntlich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, und ob es sich lohnt, für „die schönste Nebensache der Welt“ seine eigenen lukrativen Posten zu riskieren, dafür gibt es bei den nationalen europäischen Verbänden auch keine Anzeichen, ausgenommen beim englischen Verband, der explizit mit Boykott droht. Aber die "FIFA" ist nicht der einzige Weltsportverband, der auf ganz großem Fuß lebt. 

Weiterhin ist hier das  "Internationale Olympische Komitee" zu nennen, das ähnlich wie der Weltfußballverband in riesigen Dimensionen denkt und handelt. Die "Olympischen Spiele" sind das größte Sportevent auf diesem Planeten mit entsprechenden Vermarktungsmodellen. Hinzu kommt, anders als bei den Fußballfunktionären, dass hier die IOC-Mitglieder nicht selten aus gekrönten Häuptern bestehen, zumindest aber aus entsprechenden Dynastien kommen, denkt man an England, Holland, Monaco oder Dänemark, oder aber auch an die Scheichtümer und Königreiche im Nahen Osten. 

Selbst wenn diese Herrschaften sich nicht unmittelbar bereichert haben, was hier jetzt einmal vorausgesetzt wird, hat doch die letzte Winter-Olympiade in Sotchi im Süden Russlands gezeigt, dass im Zuge dieser Winterspiele ein gigantisches Korruptionsroulette beim Bau der Sportstadien stattfand. Putin hat alle jene Oligarchen-Freunde zum Zug kommen lassen, die ihm besonders nahestehen und ihm gewogen sind. Sie haben Milliarden damit verdient, während heute noch Tausende von Arbeiter aus der ganzen Russischen Föderation vergeblich auf ihren Lohn hoffen, und die Menschen die aus ihren kleinen Häusern vertrieben wurden, wenn diese den Monumentalbauten im Wege standen, noch immer auf das versprochene neue Häuschen warten. All dies hat das Olympische Komitee nicht tangiert, ganz im Gegenteil, der deutsche IOC-Präsident #Thomas_Bach ist sehr vertraut im Umgang mit #Vladimir_Putin. 

Neben diesen Korruptionsmustern kommt es weltweit zu weiteren Absurditäten, die die Weltverbände und die Ausrichter-Staaten zunehmend in die Illegalität treiben. Immer mehr Menschen in demokratischen Staaten lehnen Großveranstaltungen wie Olympische Spiele ab. Dies hat jüngst die ablehnende Abstimmung von Garmisch-Partenkirchen zu olympischen Winterspielen bewiesen. 

Gigantomanie und überbordender Kommerz ist den Bewohnern einfach zu viel, nicht zu sprechen von den riesigen Umweltzerstörungen, die solche Mammut-Events mit sich bringen. Auch hier ist Sotchi ein prägendes Ereignis. Folglich werden Staaten gesucht, die es mit demokratischen Rechten ihrer Bevölkerungen nicht besonders ernst nehmen. Dies war bei der Fußball-WM in Südafrika so, ebenso in Brasilien. Riesige Stadien wurden gebaut, die die Länder Milliarden gekostet haben, obwohl diese Staaten das Geld bitter nötig für ihre zwingend notwendigen öffentlichen Ausgaben gebraucht hätten. 

Gewinn hat alleine die FIFA gemacht, auch in Milliardenhöhe. Die heimische Wirtschaft wurde erst gar nicht bei den kommerziellen Aktivitäten zugelassen, nicht einmal beim simplen Verkauf von T-shirts oder Erfrischungsgetränken. Heute sind einige Stadien dem Verfall ausgeliefert, da kein Geld zum Erhalt vorhanden ist, aber da dort auch überhaupt kein Fußball mehr gespielt wird und auch das Geld für sonstige Aktivitäten fehlt. Alles in allem handelte es sich hier um riesige Flops, zum Schaden der jeweiligen Bevölkerungen, aber zur Vermehrung von Blatters Geldregen. Und was die #FIFA angeht, gilt auch für das #IOC. 

Geht es nach diesen Herren, wird es zunehmend zu Verlagerungen in solche Staaten kommen, die auf Grund ihres mangelnden Rechtssystems weniger Skrupel haben, und deshalb an einer internationalen Aufwertung durchaus großes Interesse zeigen. Geld spielt dabei keine Rolle, sehr zur Freude der Großverbände. Und nicht alle Staaten sind mit Petro-Dollars gesegnet wie das Emirat Quatar am Persischen Golf. 

Zukünftig werden sich auch Staaten bewerben, die wirtschaftlich sich solche Experimente gar nicht leisten können. Wie verhalten sich die Weltverbände dann? Alles deutet daraufhin, dass es zu radikalen Reformen kommen muss. Nicht totale Geldvermehrung durch Korruption und Manipulation kann weiterhin der zukünftige Weg sein, wenn der Sport seinen völkerverbindenden Wert behalten soll. Das Interesse der Menschen muss weitaus mehr in den Mittelpunkt rücken, nicht der pekuniäre Zugewinn von korrupten Verbandsfunktionären, ihr Prunkgehabe, oder dass der eine oder andere Prinz oder Prinzessin sich auf internationaler Bühne wohlfühlen können. 

Letztendlich sind es die Millionen von Zuschauern, die mit ihrem Geld das gesamte sportliche Spektakel finanzieren. Voraussetzung dabei ist die größtmögliche Transparenz, die Offenlegung aller wirtschaftlichen Aktivitäten und eine demokratische Kontrolle. Solange dies nicht gewährleistet ist, versickern die Millionen, die die einzelnen Verbände zur Unterstützung ihres Sportes von der Spitze der Weltverbände erhalten, wie ein Eimer Wasser auf einem Sportplatz in Trinidad und Tobago, mit der Folge, dass die Sportler dort im Staub und Dreck versinken, während die Funktionäre am Pool ihrer pompösen Strandvillen rauschende Feste feiern. 

Peter J. König

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