Samstagskolumne Peter J. König 14.04.2012

Wer verhindert, dass der Iran die Ölreserven der Welt beherrscht?

Es brodelt in "Middle  East".  Brennpunkte sind Syrien, Iran und die Vereinigten Emirate, das Königreich Bahrein,  Saudi Arabien und natürlich Israel. Zu allem Überfluss muss sich der selbst ernannte Großkritiker mit dem Weltgewissen in die Geschehnisse einmischen und den Sturm im Wasserglas auslösen, heißt, Deutschland in Hysterie  versetzen, mit der Frage: darf der Grass solche Polemik gegen Israel führen, die Juden, oder wie er sich selbst präzisiert hat, die israelische Regierung unter Netanjahu, als Bedrohung des Weltfriedens mit atomaren Erstschlags- Gelüsten anprangern, oder hätte es dem Literaturnobelpreisträger nicht besser zu Gesicht gestanden, objektive kritische Abwägung sowohl gegenüber Israel als auch dem Iran vorzunehmen, dies in Form eines politischen Kommentars zu betreiben, um sich nicht hinter einem Gedicht zu verstecken, dessen Qualität ich hier nicht diskutieren möchte? 

Hier halte ich es mit Peter Scholl-Latour, dem erfahrenen Journalisten  und profunden Kenner der Region, der die ganze Aufregung nicht nachvollziehen kann und rät, Grass Attacken gegen Israel einfach "niedriger zu hängen", einfach gelassener damit umzugehen, was nicht bedeutet, sie nicht auf ihre Berechtigung zu überprüfen.

Nun aber zu den tatsächlichen Ereignissen im mittleren Osten. Das Abschlachten der eigenen Bevölkerung in Syrien durch den blutrünstigen Despoten Assad beschäftigt seit vielen Monaten den UN-Sicherheitsrat. Tausende  sind mittlerweile ermordet worden, einfache Menschen auch ohne Bewaffnung, von hoch gerüsteten militärischen Kampftruppen, die sich nicht gescheut haben, mit schwerer Artillerie in bewohnte Stadtteile von Homs und anderen Städten in Syrien zu schießen. Weit über zwanzigtausend Menschen sind über die Grenze in die Türkei geflohen. Sie wurden von Soldaten gejagt,  noch unmittelbar vor dem Grenzzaun nieder gestreckt, ja selbst auf türkischem Territorium noch unter Beschuss genommen.  So etwas kann die Türkei nicht kalt lassen. Neben dem Bürgerkriegskonflikt bahnt sich noch ein außenpolitischer Konflikt mit der Türkei an.

Des Weiteren ist es in der letzten Woche zu einem ernsthaften Konflikt zwischen Iran und den Vereinigten Emiraten gekommen, so dass die Emirate ihren Botschafter zurück beordert haben. Was war geschehen?  Ahmadinedschad, der Machthaber des Iran von Mullahs Gnaden, hat einer Insel in der Straße von Hormoz einen Besuch abgestattet, um den dort stationierten Soldaten den Rücken zu stärken, um sie im Falle einer Blockade dieser weltbedeutenden Wasserstraße zu eisernem Durchhaltewillen gegenüber  jeglichen  Angreifern zu vergattern. Diese strategisch wichtige Insel gehörte  jedoch schon immer zum Territorium der Vereinigten Emirate, wurde aber noch zu den Zeiten des Schahs von Persien von dessen Soldaten okkupiert. Seit dieser Zeit gibt es Streit um diese kleine Inselgruppe, denn wer dort stationiert ist, hat die beste Kontrolle über die wichtigste  Ölstraße der Welt, denn immerhin werden durch dieses Nadelöhr die Riesentanker nach USA, China oder Indien geschifft, mit strategisch bedeutsamen Kontingenten an Rohöl für diese Mächte. Ein Besuch vor Ort von Ahmadinedschad stellt eine ungeheuerliche Provokation gegenüber den Emiraten dar, denn diese betrachten die Inseln noch immer als ihr Territorium. Seit der Revolution im Iran sind die Herrscher in den Emiraten  ohnehin  in Habachtstellung,  denn sie rechnen permanent mit der Infiltration der Revolutionsideen der Mullahs, um auf der Arabischen Halbinsel die  gleichen  Machtstrukturen aufzubauen wie im Iran. Wer schon einmal in den Ländern am Persischen Golf war, hat die vielen Dhaus, diese speziellen arabischen Segelfrachtschiffe  gesehen, die in diesen Gewässern unterwegs sind, um nicht nur Waren von alters her zwischen den einzelnen Ländern  zu schmuggeln, sondern auch Waffen und Agenten zu transportieren. Verständlich das die Scheichs bei einer solchen Gemengelage äußerst aggressiv reagieren.

Damit kommen wir auch gleich zum nächsten Brennpunkt in der Region nach Bahrein, wo genau diese Entwicklung  stattfindet, die die Potentaten rings herum so fürchten. Hier ist es schon zu massiven Protestaktionen seitens der einheimischen Bevölkerung  gekommen, mit dem Ziel das Herrscherhaus zu stürzen, um die Mullahs an die Macht zu bringen. Zudem muss man wissen, dass Hunderttausende von Gastarbeitern aus Mittel- und Fernost in den Ölstaaten auf der Arabischen Halbinsel angeheuert haben, ein nicht zu  unterschätzendes menschliches  Gefahrenpotential.  Die letzten großen Unruhen wurden mit Hilfe saudi-arabischer Truppen unterdrückt, die mit deutschen Panzern einmaschiert  sind, übrigens  ein Lehrstück für die These der Bundesregierung  keine deutschen Waffen in Spannungsgebiete zu liefern. Wenn es aber um Öl geht, scheint so mancher gute Vorsatz ins Wanken zu geraten, zumal die Amerikaner hier ihre strategischen Interessen brachial verteidigen, ein irgendwie gearteter Gottesstaat passt überhaupt nicht in ihr Konzept, übrigens auch nicht in das unsrige. Da kommen ihnen deutsche Panzerlieferungen an die Saudis  gerade recht, wenn man sie schon selbst nicht liefern durfte.

Ganz aktuell ist in diesem Zusammenhang  auch die Entwicklung  im Formel- Eins-Zirkus zu erwähnen.  Kurzfristig wurde im letzten Jahr das Rennen in Bahrein wegen dieser Unruhen abgesagt, da die Sicherheit  für die Teams , aber auch dem internationalen  Jet-Set nicht gewährleistet schien, zumindest  traute sich so mancher Möchtegern-Promi nicht an die Rennstrecke, es hätte ja vielleicht eine Bombe hoch gehen können. Nun steht das Rennen wieder an, und die Veranstalter müssen bis zum morgigen Sonntag entscheiden, ob mittlerweile alles  "safe" ist, denn die Karawane der Formel eins muss morgen nach dem Rennen in China wissen, ob sie wieder Station in Bahrein machen kann, oder ob sie gleich nach Europa durchziehen soll. 

Zum Schluss wollen wir bei unserer Spannungsanalyse noch einmal auf das Verhältnis zwischen Israel und Iran kommen, und dabei bewusst die Gedanken des Herrn Grass außer Acht lassen. Fakt ist, dass der Iran ein beachtliches Bedrohungspotential darstellt, und dies nicht nur für Israel und den gesamten Mittleren Osten. Strategisches  Ziel der Mullahs ist es die gesamten Ölstaaten am Golf und auf der arabischen Halbinsel zu unterwandern, ihre mehr oder weniger despotischen Herrscher aus ihren Palästen zu verjagen, sie zu Gottesstaaten umzufunktionieren, um damit  die gesamten Ölvorkommen dieser Region zu beherrschen, was bedeuten würde, etwa dreiviertel  der gesamten Ölproduktion auf diesem Planeten zu kontrollieren. Wenn man sich die inneriranischen Verhältnisse anschaut, wenn man weiß mit welchen Foltermethoden  die Pasdaran, also die Volksmilizen, die Bevölkerung  unterdrückt, willkürlich mordet und jegliche Rechtsstaatlichkeit missachtet, dann kann man sich ausmalen, was ein solches  Szenario für die  Menschheit insgesamt bedeutet. Schon wieder will eine kriminelle Bande die Welt beherrschen. Mit diesen Machtphantasien kennen wir Deutsche uns leider allzugut aus.  Deshalb sind wir in vorderster Linie gefordert, zu verhindern, dass diese perversen Gelüste niemals Wirklichkeit werden.
Peter J. König


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